Napoleon III.
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Kein anderes Staatsoberhaupt des 19. Jahrhunderts dürfte ein derartig vielfältiges Maskenspiel betrieben haben wie Louis Napoleon III. (1808-1873), Neffe des großen Bonaparte und Kaiser der Franzosen (1852-1870). Populistische Werbefeldzüge mit Hilfe kapitalkräftiger Finanziers und imperialer Machtanspruch aus Familientradition, Aufbruch in die Moderne und Eleganz des ausgehenden Kaiserreichs verdichten sich in dieser Figur. Der durch ein Plebiszit zum Kaiser der Franzosen gewählte Napoleon III. wollte alles das sein, was sein Onkel gewesen war und worin er im Gedächtnis des Volkes verklärt fortlebte: als Bewahrer und Vollender der Errungenschaften der Französischen Revolution, als weiser Gesetzgeber des Staates und als großer Schlachtenlenker, dessen Siegen Frankreich seine Stellung als erste Macht Europas verdankt hatte. Der im Grunde friedliebende Louis Napoleon hatte allerdings weder die Anlagen noch die Fähigkeiten des genialen Vorbildes. Seine Qualitäten lagen anderswo. Mit seinem diplomatischen Geschick und seinem über Dynastien, Länder und Völker hinausgreifenden europäischen Bewusstsein hat er nicht nur Frankreich zur tonangebenden Macht in Europa gemacht, sondern auch - direkt und indirekt - den italienischen und deutschen Einheitsstaat geschaffen. Am Ende scheiterte er, weil er an seinen Ideen nicht konsequent genug festhielt. Mit einem Blick hinter die Kulissen vermittelt Heinz Rieder ein lebendiges Bild dieses Staatsmannes, der Frankreich in eine glänzende Zukunft zu führen versprach, sich schwärmerisch in politische und private Abenteuer verstrickte und schließlich Bismarck unterlag.
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