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Maria, Mutter der Barmherzekeit

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Die Marienlegenden des Alten Passionals sind wie kaum eine Dichtung des Mittelalters geeignet, in die mittelalterliche Theologie, Dogmatik und religiöse Didaktik, insbesondere aber in die Frömmigkeit und Marienverehrung einzuführen und das Sünden- und Schuldbewusstsein jener Zeit, die Buss- und Beichtpraxis, die Sakramentenlehre und nicht zuletzt eine ausführliche Gnaden- und Gebetslehre vor Augen zu führen. Vor allem aber zeigen diese Marienlegenden die Überzeugung, dass Maria, die «muter der barmherzekeit», keinen Menschen verlorengehen lässt, der sie in Not mit einem flehentlichen Hilfeschrei, einem Bitt- oder Stossgebet anruft oder mit dem Ave Maria täglich grüsst. So rettet sie einen Dieb vom Galgen, ermahnt einen trägen Einsiedler, löst einen Teufelsbund auf und setzt schliesslich einen einfältigen Priester gegen bischöfliche Gewalt wieder in sein Amt ein. Solchen Wundertaten Marias und der vom Dichter verkündigten «rechten lere» wird in der vorliegenden Arbeit auf anschauliche Weise nachgegangen, «denn solche Anschaulichkeit» - sagt Thomas von Aquin - «ist dem Menschen von Natur aus eine Lust.»

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1994

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