Schiller
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Oellers gibt, ganz reclamgemäß und über den Jubiläumsanlass hinaus gültig, einen interpretierenden Überblick über das gesamte Werk des großen Weimarer Klassikers (vormaligen Stürmers und Drängers), des modernsten Dichters der Zeit um 1800, griffig gegliedert nach Gattungen und leicht verständlich, gleichwohl aus der Kenntnis der ganzen Schillerforschung geschöpft. Dem Biographismus früherer und heutiger Schiller-Apotheosen setzt Oellers eine fundierte Werkinterpretation entgegen. Deren Zentrum liegt in einem historisch informierten Verständnis, das nicht wieder den Autor und seine Werke (oder nur Zitate aus ihnen) unter dem Motto „Er ist unser!“ für jede Aktualität umstandslos vereinnahmt. Unter einer entschlossen historisierenden Perspektive erkennt Oellers im ganzen Werk Schillers einen Grundgedanken, einen Grunddualismus, der etwa Maria Stuart, Don Karlos oder Wallenstein mit den Ideengedichten und den großen ästhetisch-philosophischen Aufsätzen verbindet. Es ist der Dualismus von einer aus größter Kenntnis tief kritischen und pessimistischen Sicht auf die Geschichte und dem Entwurf einer von allem Historischen, Irdischen, Politischen befreiten und befreienden utopischen und autonomen, einer „heiteren“ Kunst. Dieser Schiller, pessimistischer Geschichtsschreiber und Verfechter einer freien Kunst, steht am Tor der Moderne, die noch unsere Epoche ist.
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