Wozu noch Welt
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»Die Tragödie ist ungeheuer. Die im Getto fassen es nicht. Denn sie bringt keine Größe hervor wie im Mittelalter. Es gibt keine Helden dieser Tragödie.« Diesen verzweifelten Tatbestand notiert der österreichische Schriftsteller Oskar Rosenfeld in seinem Tagebuch aus dem Getto von Lodz. Mit 57 Jahren wird Rosenfeld 1941 von Prag ins Getto von Lodz deportiert - »in die Vorhölle der Vernichtung« (Jean Améry). In der »Statistischen Abteilung« des Gettos findet er Arbeit und schreibt Einträge für die offizielle Tageschronik des Judenrates. Den Alltag im Getto, diese aus den Fugen geratene Welt, und seine eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühle hat Rosenfeld in 21 Schulheften festgehalten: fragmentarische Notizen für eine spätere Zeit, Schilderungen von Deportationen und Hunger, von den Bemühungen um kulturelles, soziales und religiöses Leben sowie Skizzen zu literarischen Erzählungen. »Ganz sachlich, kurze Sätze, alles Sentimentale beseitigen«, so beginnt Rosenfeld seine Aufzeichnungen, in denen er eine Sprache für das im Grunde Unbeschreibliche zu finden versucht.