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Die "Mirabilia Romae"

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Mit dem Titel „Mirabilia Romae“ werden in der Forschungsliteratur zwei verschiedene Beschreibungen der Stadt Rom bezeichnet. Die im 12. Jahrhundert entstandenen und bis in das 16. Jahrhundert handschriftlich und gedruckt überlieferten eigentlichen „Mirabilia Romae“ beschreiben antike Begebenheiten in Rom. Der Titel „Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae“ hingegen wird für einen im 15. und 16. Jahrhundert gedruckten Pilgerführer verwendet, der nach einer kurzen Geschichte der römischen Kaiser die Kirchen, Reliquien und Ablässe der Stadt aufführt und mit einer Liste der Stationskirchen schließt. Dieser Text greift auf Vorlagen des 14. Jahrhunderts zurück, insbesondere auf die „Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae“ und die „Stationes ecclesiarum urbis Romae“. Die Arbeit stellt im ersten Teil die außerordentlich reiche Überlieferung aller genannten Texte zusammen und benennt Merkmale zu ihrer Unterscheidung. Im zweiten Teil konzentriert sich die Untersuchung auf die eigentlichen „Mirabilia Romae“. Die Edition berücksichtigt die elf deutsch- und niederländischsprachigen Handschriften (14./15. Jahrhundert) und druckt sie parallel zu ihren lateinischen Quellen (Bearbeitungen des 14. Jahrhunderts) ab. Im Textkommentar werden die im Text genannten Bauten auf die reale Topographie Roms bezogen. Dabei zeigt sich, daß häufig fiktive Bauten genannt werden: Den wichtigsten Kaisern und Göttern werden Paläste und Tempel zugewiesen, auch wenn sie in der Realität nicht nachzuweisen waren. In bezug auf die Gattungszuordnung der eigentlichen „Mirabilia Romae“ ließ sich deswegen ermitteln, daß sie ursprünglich eher als descriptio urbis denn als Reiseführer konzipiert waren. Spätere Jahrhunderte bearbeiten den Text für andere Zwecke, wobei manchmal sein enzyklopädisch-systematisierender, manchmal sein sagenhaft-erzählender Charakter eine besondere Gewichtung erfährt. Den Abschluß der Arbeit bilden die Nachweise derjenigen mittelalterlichen Werke, die die „Mirabilia Romae“ als Quelle benutzen.

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1996

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