Die Menschen sind erwacht, du hast sie aufgerichtet
Autoren
Mehr zum Buch
Altägyptische Kunst wird vielfach nur als geschichtliches Zeugnis einer vergangenen Kultur betrachtet. Eine neue Sichtweise ergibt sich, wenn die Skulpturen und Flachbildnisse dieser 3000 Jahre dauernden Kultur auf die dargestellte menschliche Körperstruktur und Körperhaltung hin untersucht werden. Wenn wir verschiedene Kulturen und Zeitalter an uns vorüberziehen lassen, können wir feststellen, daß die dargestellten menschlichen Körper sich nicht allein stilistisch, sondern vor allem auch in ihrer physischen Form, ihrer Gestalt unterscheiden. Ganz bestimmte Haltungen und Bewegungsmuster werden dementsprechend jeweils bevorzugt dargestellt. Die unterschiedlichen Formprinzipien tendieren entweder zu einer optimal ausbalancierten Ausrichtung des Körpers im Schwerefeld der Erde oder zu einer mangelhaften Körperstruktur. Ägyptische Menschenbildnisse zeichnen sich, wie der Autor, ein langjährig tätiger Körperpädagoge, anhand vieler Beispiele und durch Vergleiche mit anderen Hochkulturen - insbesondere der griechischen Antike - zeigt, durch eine gut integrierte Körperstruktur und ökonomische Bewegungsmuster aus. Diese Tatsache macht altägyptische Skulpturen und Flachbilder als Ausdruck eines pädagogischen Körper-Ideals für den heutigen Betrachter hochaktuell, insbesondere für Fachleute und interessierte Laien auf den Gebieten Bewegungskunst, Körpertherapie und -pädagogik. Die Künstler im alten Ägypten ließen sich bei der Gestaltung von Haltung und Bewegung der Menschen nicht nur von Vorbildern aus dem alltäglichen Leben leiten, sondern vor allem auch von der geistigen Weltanschauung ihrer Kultur. Über den Strukturaspekt der Körperdarstellung erschließen sich also zugleich neue Dimensionen des Menschenbildes zur Zeit der Pharaonen. Es ergibt sich darüber hinaus die verblüffende Erkenntnis, daß aufgrund des untrennbaren Zusammenhangs Körper-Seele-Geist der heutige Mensch bei der Betrachtung altägyptischer Kunst nicht nur etwas über optimal ausgewogene Körperstruktur und Bewegung erfährt, sondern im Zusammenhang damit auch etwas über die geistige Herkunft und Bestimmung des heutigen Menschen sowie über seine Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar werden kann. Das vorliegende Buch richtet sich gleichermaßen an Leser(innen), die sich für Kunstgeschichte und/oder die altägyptische Kultur interessieren, wie an Körpertherapeuten und -pädagogen sowie an jene Menschen, die an ihrer geistigen Entwicklung arbeiten. Der Autor: Hans Georg Brecklinghaus, Jahrgang 1951, Dipl. Päd. und Certified Advanced Rolfer®. Seit 1983 als Praktizierender der Rolfing®-Methode der „Strukturellen Integration“ des Körpers in freier Praxis tätig. Autor des Buches „Rolfing. Was es kann, wie es wirkt und wem es hilft“ sowie verschiedener Aufsätze in Fachpublikationen. Drei ausgedehnte Studienreisen durch Ägypten in den Jahren 1987, 1989 und 2000.