Neri da Rimini und die Rimineser Miniaturmalerei des frühen Trecento
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In Rimini blühte im frühen Trecento unter der Herrschaft der Familie Malatesta eine Schule der Buchmalerei. Besonderes Interesse innerhalb der Rimineser Malschule, die in jüngster Zeit durch zwei Ausstellungen gewürdigt wurde, gilt Neri da Rimini, dem einzigen namentlich überlieferten Buchmaler dieser frühen Zeit. Seine doppelte Berufstätigkeit als miniator notarius ist so gut dokumentiert, daß Rückschlüsse auf Bildungsgrad und gesellschaftlichen Status des Künstlers erlaubt sind. Neri da Rimini schuf das früheste datierte Werk dieser Schule, deren Programm zur Ausschmückung von Handschriften so wesentlich auf den Auftraggeber ausgerichtet ist, daß die Dokumente des Mäzenatentums der Familie Malatesta im gesamten Umfeld der Ausbildung und Blüte des lokalen Buchmalereizentrums zu besprechen sind. Dabei werden viele Zusammenhänge der historischen, kodikologischen und liturgischen Kriterien erstmals verdeutlicht, die in den Ausstellungskatalogen nicht ausreichend zu berücksichtigen waren. Mittels datierter und signierter Choralbücher läßt sich nun die stilistische Entwicklung des Neri da Rimini zwischen 1300 und 1328 lückenlos verfolgen. Für die Ausbildung seines Stils schöpfte er aus verschiedenen Quellen der Buch- und Monumentalmalerei und entwickelte spezifische Charakteristika seiner Miniaturen, die sie von denen aus benachbarten Zentren unterscheidbar machen und eine große Zahl von Zuschreibungen ermöglichten. Zwei im Rahmen dieser Forschungen entdeckte datierte Signaturzeilen in Choralbüchern sowie die Bestimmung der liturgischen Gesänge führten zu neuen Erkenntnissen: Eine Handschriftenserie aus dem Jahre 1314 ist auf mindestens fünf Bände zu erweitern und der durch Werke belegbare Schaffenszeitraum der Neri-Werkstatt bis 1328 zu verlängern. Diese Funde ermöglichen die hiermit vorgelegte Überarbeitung und Umgruppierung der Spätwerke des Miniators.