Moses oder Darwin?
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Die Streitschrift „Moses oder Darwin“ löste mit ihrer kontrastierten Problem- und Zielstellung von ihrem Erscheinen 1889 bis heute andauernde bildungspolitische Diskurse und theoretische Dispute über die jeweils „richtige“ Erziehung aus. Theologen, Pädagogen sowie politische Entscheidungs- und Verantwortungsträger lehnten den Darwinismus mit seiner Abstammungslehre als weltanschaulich-politische Grundlage schulischer Bildung und Erziehung weitgehend ab. Materialistisch Orientierte folgten meist dem Marxschen Verständnis vonReligion als „Opium des Volkes“, das den Säkularisierungsprozess in Deutschland wesentlich mitprägte. Mit der normativen Funktionalisierung der Religion und des Religionsunterrichtes 1889 stand die Frage nach der Trennung von Kirche und Staat bzw. Schule stets im Zentrum bildungspolitischer Kontroversen. Dodel folgte weitgehend der Position Schleiermachers, der den Religionsunterricht in der Schule als „Rest früherer Zeiten“ bezeichnete und diesen Unterricht in der normierten und normierenden öffentlichen Schule als „Unding“ betrachtete und daher entfernen wollte. Diese Problematik steht seit dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 und der Neukonstituierung der ostdeutschen Schullandschaft immer wieder im Blickpunkt bildungspolitischer Kontroversen um die „richtige“ Erziehung, die scheinbar ohne Religionsunterricht und Religion nicht möglich sei. Das in zahlreichen Bundesländern „verordnete“, gesetzlich fixierte Pflichtfach Religion ist nur schwer mit dem Neutralitätsprinzip der „Glaubens- und Gewissensfreiheit“ des Grundgesetzes in Einklang zu bringen. Diese Problemkreise werden auf der Basis ausgewählter Textpassagen aus Dodels Schrift und weiteren historischen Dokumenten zum Säkularisierungsprozess unter aktuellem Blickpunkt diskutiert.