Enthusiasten der Literatur
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Als glücklichen Bewunderer und noblen Enthusiasten der Literatur charakterisiert Marcel Reich-Ranicki Golo Mann, den Sohn, der seine eigenen Bücher erst schreiben konnte, als der bewunderte Vater Thomas Mann tot war. Um Literatur und um den Schatten des Vaters kreist auch das Gespräch zwischen Golo Mann und Marcel Reich-Ranicki, zu dessen Zeugen wir als Leser des Briefwechsels werden. Aus der Bitte Reich-Ranickis um Rezension eines Buches für die Frankfurter Allgemeine Zeitung - 'In dieser Zeitung ist immer Platz für Sie' - entwickelt sich eine Erörterung des komplizierten Mobiles der Familie Mann. Auf Marcel Reich-Ranickis Aufsätze und seine Studien über 'Thomas Mann und die Seinen' antwortet Golo Mann detailliert. Er erzählt Anekdoten, die das kritische Moment der Homosexualität des Vaters betreffen, und schreibt über das Verhältnis der Geschwister untereinander, die alle unter dem übermächtigen Prinzipal litten. 'I want to be myself and not the son', lautet das bittere Aperçu Golo Manns, das er nicht zufällig in einer Fremdsprache notierte. Aus den Briefen zwischen dem Bewunderer und dem großen Streitbaren erfahren wir aber nicht nur etwas über die innere Balance der Familie Mann, sondern wir sehen auch, mit welcher Offenheit Marcel Reich-Ranicki die Auseinandersetzung über eines seiner Lebensthemen suchte: Die Korrespondenz ist das ungeschützte Gespräch zweier Enthusiasten der Literatur. Herausgegeben wird der Briefwechsel von Volker Hage, der seine Laufbahn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei Marcel Reich-Ranicki begann und heute das Ressort Literatur im Spiegel leitet. 'Auf dem Rückweg nach Zürich dachte ich mir, daß ich in meinem ganzen Leben noch nie einem Menschen begegnet sei, der soviel an seinem Vater gelitten und der soviel der Dichtung zu verdanken habe wie Golo Mann, der unglückliche Sohn eines Genies und der glückliche Bewunderer, der noble Enthusiast der Literatur.' Marcel Reich-Ranicki