Von der Sorge zur Härte
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Der Diskurs zur 'Ökonomisierung des Sozialen' und deren Folgen für die Soziale Arbeit wird derzeit von zwei Richtungen geprägt: neben der ursprünglich vorherrschenden und immer noch bestehenden Ablehnung innerhalb der Profession wird die Ökonomisierung zunehmend auch bejaht und als (möglicherweise einziger) Weg aus der Krise gedeutet. Aus diesem letzteren Szenario eröffnen sich scheinbar nur noch zwei Möglichkeiten: flüchten oder standhalten, sich bewähren oder untergehen, kurz: entweder als flexibles Individuum flexible Sozialunternehmen managen, oder aber als unbeweglicher Sozialbürokrat den 'Laden dichtmachen'. Die AutorInnen in diesem Band vermeiden derartige Polarisierungen. Ihre Analysen und Perspektiven basieren auf der gemeinsamen Beurteilung der Entwicklung der Sozialen Arbeit als deutliche Tendenz von der Sorge zur Härte, die eine fundamentale Änderung der Hintergrundsregeln staatlichen Handelns dokumentiert. Der französische Autor Veyne beschreibt diese Wandlung anhand des Verschwindens der Gladiatorenkämpfe. War das alte römische Herrschaftsprogramm von Härte charakterisiert und daher darauf bedacht, seine Untertanten durch das ständige Vorspielen blutiger Dramen zur Härte anzuhalten, so drückt sich im späteren Verweigern dieser Kämpfe eine neue Grammatik des Regierens aus, mit dem Souverän als gutem Herrscher, dem das Heil seiner Schutzbefohlenen am Herzen lag. Beobachten wir daher heute - parallel zum 'Verschwinden' der (unmündigen) Schutzbefohlenen und zum Hervortreten des vermeintlich mündigen 'Kunden' - den erneuten Einzug der Gladiatoren, nun allerdings in zeitgemäß zivilisierter (Sozial)-Unternehmergestalt? Mit Beiträgen von Karl-Heinz Boeßenecker, Albert Krölls, Michael Lindenberg, Andreas Schaarschuch, Marianne Schmidt-Grunert.