Vegetarismus
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BSE-Krise, Medikamentenmißbrauch in der Schweinemast - die fast panische Angst vieler Konsumenten vor den gesundheitlichen Risiken des Fleischessens verhilft dem Vegetarismus gegenwärtig zu ungeahnter Popularität: 25 Prozent der Anrufer/innen einer TET-Umfrage der ARD vom 25. Januar 2001 gaben an, sich vegetarisch zu ernähren. Dem Blick auf Geschichte und Zukunft des Vegetarismus galt der Kongreß „Vegetarisch in das neue Jahrtausend“ des Vegetarierbunds Deutschland im Juni 2000 in Hannover. Die Vorträge dieses Kongresses, Einblicke in mehr als zweitausend Jahre Diskussion der moralischen und gesundheitlichen Argumente pro und contra Vegetarismus, finden sich im vorliegenden Band wieder, ebenso die auf Gegenwart und Zukunft der vegetarischen Lebensweise gerichtete Podiumsdiskussion. Eines zeigen alle Beiträge: Gesundheitliche Motive standen und stehen oft im Vordergrund bei der Entscheidung für die vegetarische Lebensweise. „Wie ernähre ich mich gesund?“, lautete etwa in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Frage in der Lebensreformbewegung. „Was können wir denn überhaupt noch essen?“ fragen heute viele, nachdem der Werbeslogan „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ allenfalls noch als sarkastischer Titel eines Kapitels über die Fleischindustrie dienen kann, das gerade seinen katastrophalen Höhepunkt erreicht. Daß es nicht nur um die menschliche Gesundheit geht, sondern auch um die Frage des angemessenen Umgangs mit Tieren, darauf haben Vegetarier in allen Zeiten auch immer wieder hingewiesen. Nur wenige haben jedoch, wie etwa Leonard Nelson in den 1920er Jahren, einen gesundheitlich und ethisch begründeten Vegetarismus vertreten und sogar zum Teil eines politischen Programms erhoben. Gerade heute könnten die Zeichen aber wieder in diese Richtung zeigen: Denn auch ohne BSE als aktuelles Tagesthema lautete im Juni 2000 die Antwort der Podiumsgäste aus Wissenschaft, Medizin und Tierschutz auf die Frage „Vegetarisch in die Zukunft?“, durchgängig „Ja, am besten schon. Aber wenn schon nicht ganz fleischfrei, dann wenigstens fleischarm!“