Die Welt nach dem 11. September
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Am 11. September 2001 ereignete sich mit den Angriffen auf das Welthandelszentrum in New York und auf das Pentagon in Washington ein einschneidender Vorgang. Nach vorherrschender Meinung begann ein neues Zeitalter der politischen Auseinandersetzungen: Weltweit handelnde Terrorgruppen mit hochentwickelter Technik sind an die Stelle nationaler Heere getreten. Sie schlagen ohne Kriegserklärung zu, überschreiten ungehindert Grenzen und nehmen auf die Zivilbevölkerung keine Rücksicht. Zu dieser Sicht und insbesondere zur ihrer Schuldzuweisung sind allerdings aufgrund zahlreicher Merkwürdigkeiten erhebliche Zweifel geäußert worden. Die Bürger der USA waren geschockt, als ihnen vorgeführt wurde, wie die Symbole der Macht angegriffen und zerstört wurden. Ihr Selbstbewußtsein erlitt einen schweren Schlag, ihr bisheriges Selbstverständnis war in Frage gestellt. Krieg und gewaltige neue Rüstungen waren die erste Antwort. Drohungen an weiter ›Schurkenstaaten‹ folgten. Auch für die übrige westliche Welt ergaben sich wegen mehr oder weniger starken Abhängigkeiten weitreichende Folgen, nicht zuletzt für das besonders amerikahörige und nur beschränkt souveräne Deutschland. Die Bundesregierung stellte den USA sofort unbedingte Unterstützung in Aussicht. Nun ist die Bundeswehr in Afghanistan in den militärischen Konflikt verwickelt, der inzwischen durch die monatelangen Bombadierungen eine Land zerstörte und Tausende ziviler Opfer forderte, ohen daß die dort Gesuchten – das angebliche Ziel des Krieges – gefunden werden konnten. Wie beim Golfkrieg und Balkankonflikt kommen entscheidende Hintergründe und Provokationen zum neuen Krieg erst langsam an die Öffentlichkeit. Viele Gerüchte laufen um. Haben die USA nur einen günstigen Anlaß genutzt, um ein schon länger geplantes Eingreifen am Hindukusch vor der Welt begründen zu können? Spielte die Lage Afghanistans zu den nahen Ölfeldern sowie zu China die entscheidende Rolle bei den strategischen Überlegungen im Weißen Haus? Der kränkelnden US-Wirtschaft kam ein neuer Krieg sicher passend, der zugleich die günstige Gelegenheit bot, den Herrschaftsanspruch der USA in der NATO zu unterstreichen. Den Vertretern der Globalisierung und einer One World bietet der von Bush erklärte weltweite Kampf gegen den Terror die Möglichkeit, auch ine anderen Regionen der Erde militärisch einzugreifen. Schon kündigen sich weitere Krisenherde an, und der seit langem schwelende Nahost-Konflikt hat sich verschärft. Darüber hinaus erhebt sich die Frage, ob der vielfach beschworene Kampf der Kulturen ernsthaft begonnen hat. Kommt jetzt die grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen dem islamischen Fundamentalismus und dem Westen, was immer man darunter auch versteht? Ist der Islam eine Einheit, die das christlich geprägte Abendland und Amerika bedroht? Hat der durchaus vorhandene kulturelle und geistige Unterschied zwischen Europa und Amerika hinter diesem grundlegenderen Gegensatz zurückzustehen? Muß das bisherige Völkerrecht ›weiterentwickelt‹ werden? Ist eine Hochrüstung erforderlich? In einer Gesamtbetrachtung hat Alain de Benoist im vorliegenden Sammelband zu diesen Fragen Stellung genommen. Der bekannte Kommentator des Zeitgeschehens betrachtet die neue Weltlage unter den verschiedenen Gesichtspunkten. Diese grundsätzlichen Ausführungen werden von weiteren Fachbeiträgen vertieft.