Kaiserreden
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Libanios war einer der angesehensten griechischen Redner seiner Zeit. Geboren im Jahre 314 in Antiochien, verbrachte er viele Jahre als Lehrer in verschiedenen Städten im Ostteil des Römischen Reiches (Athen, Konstantinopel, Nikomedien), bevor er 354 als Rhetoriklehrer wieder in seine Heimatstadt zurückkehrte, wo er 393 starb. Er war Heide, zählte jedoch auch bedeutende christliche Redner wie Johannes Chrysostomos zu seinen Schülern. In seiner reichen literarischen Hinterlassenschaft finden sich zahlreiche Reden, die entweder unmittelbar an Kaiser gerichtet sind oder, wie im Falle des Kaisers Julian, deren Andenken bewahren wollen. Der vorliegende Band vereinigt erstmals in deutscher Übersetzung die früheste erhaltene Kaiserrede (an die beiden Söhne Konstantins) mit jenen Reden, die Libanios seinem verstorbenen Freund, dem 'Apostaten' Julian, gewidmet hat. Für die gemeinsam regierenden Söhne Konstantins des Großen, Constantius II. und Constans, hat Libanios eine Lobrede (oratio 59) verfasst, die für die Rekonstruktion der zeitgeschichtlichen Vorgänge von grundsätzlicher Bedeutung ist. Ereignisse, die sonst nur durch kurze Einträge in Chroniken bekannt sind, werden durch die Darstellung des Libanios in ihrer Bedeutung und in ihrem historischen Kontext fassbar. Die Rede berücksichtigt nicht nur außenpolitische Vorgänge, sondern widmet sich in einer für die Panegyrik nur selten zu beobachtenden Ausführlichkeit auch den innenpolitischen Maßnahmen der beiden Kaiser. Das Schwergewicht legt Libanios jedoch auf die Auseinandersetzung des Constantius II. mit den persischen Sassaniden. Er bietet dabei eine auf Augenzeugenberichten beruhende Darstellung der sogenannten „Nachtschlacht“ bei Singara. Die Rede ist zudem ein wichtiges Zeugnis für die problematischen Beziehungen zwischen den beiden kaiserlichen Brüdern. Kaiser Julian (332-363) war eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Spätantike; sein Lebenslauf, den Libanios als Freund und Verehrer nachzeichnet (orationes 17, 18, 24), spiegelt die politischen, sozialen und religiösen Verhältnisse der Zeit wider. Nach dem Tod Konstantins verlor er im Alter von fünf Jahren durch Zwistigkeiten in der kaiserlichen Familie seinen Vater, wurde aber gleichwohl zum Mitkaiser ernannt und als Heerführer nach Gallien und an den Rhein geschickt, wo er sich, nicht zuletzt in Köln, während der durch die Kälteperiode ausgelösten Völkerwanderung schwerwiegenden Problemen gegenübergestellt sah. Später haben ihn in Paris seine Truppen zum Augustus - Hauptkaiser - ausgerufen, was neue Gefahren mit sich brachte. Doch sein Rivale Konstantios verstarb, ehe er mit seinen Truppen die Hauptstadt erreichte. Hier angelangt, hat Julian sich als Feind des zur Staatsreligion erhobenen Christentums betätigt. Doch das sollte nicht lange dauern. Wegen wachsender Probleme an der Ostgrenze des Reiches musste er zu einem Feldzug gegen die Perser aufbrechen und fiel in einer der ersten Schlachten. Nach Ansicht des Libanios freilich handelt es sich um einen Mord aus den eigenen Reihen. Die drei Reden liefern ein lebendiges Bild dieser Ereignisse. Die Übersetzungen der Rede 59 bzw. der Reden 17, 18 und 24 werden durch philologische und historiographische Bemerkungen wissenschaftlich aufgearbeitet und mit Hilfe von Namenregistern inhaltlich erschlossen. Eine diesen Einzelteilen des neuen Bandes in der „Bibliothek der griechischen Literatur“ vorangestellte allgemeine Einleitung führt in Leben und Werk des Libanios ein.