Wittgenstein in Cambridge
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Ludwig Wittgenstein kommt im Jänner 1929 zum zweiten Mal nach Cambridge, wo er bereits vor dem Krieg kurzzeitig bei Bertrand Russell studiert hatte. Diesmal gelingt es ihm, einen raschen Studienabschluss mithilfe seines „Tractatus logico-philosophicus“ und eine anschließende Lehrtätigkeit zu erreichen. In Cambridge leitet er schließlich auch den Übergang zu seiner Spätphilosophie ein. Als charismatischer Lehrer des legendären Trinity-Colleges wird er eine herausragende Gestalt des dortigen Universitätslebens. Trotz zahlreicher weiterer Reisen bleibt die Stadt Cambridge für Wittgenstein der zentrale Ort seines Lebens und Denkens, wo er am 29. April 1951 stirbt. „Indem ich Sie Philosophie lehre, verhalte ich mich wie ein Fremdenführer, der Sie durch die Stadt begleitet“ eröffnete Wittgenstein eine seiner Vorlesungen. Ähnliches unternimmt der Autor Hans Veigl, wenn er den Leser auf eine „Spurensuche in Sachen Lebensform“ schickt. Dabei gelingt es ihm meisterhaft, einen lebendigen Eindruck des geistigen und gesellschaft-lichen Lebens dieser Stadt, ja der gesamten Zeit zu vermitteln. So erfahren wir über die naturwissenschaftliche Dominanz der akademischen Diskussionen, über die männerdomi-nierte College-Geschichte, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts auch Frauen einen akademi-schen Abschluss gewährt, über die häufigen homoerotischen Neigungen der Studenten und über die Begeisterung an der kommunistischen Weltsicht während der dreißiger Jahre, die manchen von ihnen in die Arme des sowjetischen Geheimdienstes führte. All dies hat Wittgenstein beeinflusst wie auch seine eigene starke Persönlichkeit selbst Spuren im geistigen Klima von Cambridge hinterlassen hat. Hans Veigl vereint das historische Um-feld, die biographischen Stationen und das Werk des Philosophen zu einem ebenso kritischen wie spannenden Buch.