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'Es hat geistvollere, elegantere, schärfere Schriftsteller im vormodernen Frankreich gegeben – aber keinen ehrlicheren, unbestechlicheren, wärmeren. Er griff nicht zur Feder, um seinen Geist zu zeigen, auch nicht, um sich eine Stellung zu schaffen; er schrieb um der Sache willen, weil er etwas zu sagen hatte. Und da er eine einheitliche Persönlichkeit war, die niemals ihr moralisches Fundament unter den Füßen schwanken fühlte, empfand er nicht die Notwendigkeit, sich immer von neuem mit dem Leben auseinanderzusetzen; er hat ein einziges großes Werk geschrieben. Wie ein Christ im Grunde nichts Neues zu sagen hat, da er sich im Besitze der Wahrheit weiß, hat er sich damit begnügt, sein Bekenntnis abzulegen. Und es ist ein ganz christliches Bekenntnis, gläubig, menschlich und voll einer charaktervollen Bescheidenheit, die reinste Blüte jener Wiedergeburt, die der Katholizismus im Jahrhundert von Port-Royal erlebte. Die wahre Lehre Christi im Zeitalter Ludwigs XIV., die Forderung der Gemütsreinheit, der inneren Heiterkeit und der seelischen Unabhängigkeit am Hofe von Versailles und inmitten des strebsamen, gesellschaftlich ehrgeizigen und vorläufig noch unterwürfigen Bürgertums! Dieser Gegensatz gibt La Bruyère seine eigentümliche Färbung, er hat ihn bestimmt. Im Absolutismus ein Mann sein, rings um sich den Wettlauf um Gunst, Ämter, Einfluß, das Bekenntnis zu Genuß, Rücksichtslosigkeit, Gewalttat mitansehen und doch der bleiben, der von allem nicht berührt wurde – das ist nicht wenig.' Otto Flake
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Charaktere oder die Sitten des Jahrhunderts, Jean de La Bruyère
- Sprache
- Erscheinungsdatum
- 2002
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- Titel
- Charaktere oder die Sitten des Jahrhunderts
- Sprache
- Deutsch
- Autor*innen
- Jean de La Bruyère
- Verlag
- Hoof
- Verlag
- 2002
- ISBN10
- 3936345120
- ISBN13
- 9783936345124
- Kategorie
- Philosophie
- Beschreibung
- 'Es hat geistvollere, elegantere, schärfere Schriftsteller im vormodernen Frankreich gegeben – aber keinen ehrlicheren, unbestechlicheren, wärmeren. Er griff nicht zur Feder, um seinen Geist zu zeigen, auch nicht, um sich eine Stellung zu schaffen; er schrieb um der Sache willen, weil er etwas zu sagen hatte. Und da er eine einheitliche Persönlichkeit war, die niemals ihr moralisches Fundament unter den Füßen schwanken fühlte, empfand er nicht die Notwendigkeit, sich immer von neuem mit dem Leben auseinanderzusetzen; er hat ein einziges großes Werk geschrieben. Wie ein Christ im Grunde nichts Neues zu sagen hat, da er sich im Besitze der Wahrheit weiß, hat er sich damit begnügt, sein Bekenntnis abzulegen. Und es ist ein ganz christliches Bekenntnis, gläubig, menschlich und voll einer charaktervollen Bescheidenheit, die reinste Blüte jener Wiedergeburt, die der Katholizismus im Jahrhundert von Port-Royal erlebte. Die wahre Lehre Christi im Zeitalter Ludwigs XIV., die Forderung der Gemütsreinheit, der inneren Heiterkeit und der seelischen Unabhängigkeit am Hofe von Versailles und inmitten des strebsamen, gesellschaftlich ehrgeizigen und vorläufig noch unterwürfigen Bürgertums! Dieser Gegensatz gibt La Bruyère seine eigentümliche Färbung, er hat ihn bestimmt. Im Absolutismus ein Mann sein, rings um sich den Wettlauf um Gunst, Ämter, Einfluß, das Bekenntnis zu Genuß, Rücksichtslosigkeit, Gewalttat mitansehen und doch der bleiben, der von allem nicht berührt wurde – das ist nicht wenig.' Otto Flake