Der Sinn für das Geheimnis und das Hell-Dunkel des Geistes
Autoren
Mehr zum Buch
Der neuzeitlichen Wissenschaft fällt es schwer anzuerkennen, daß dem menschlichen Geist in seiner Erschließung der Welt vieles geheimnisvoll bleibt. Seit der Aufklärungszeit hat dieser Vorbehalt gegen das Mysterium häufig auch Einzug in die Theologie gehalten. Anderes gilt für das Denken in der Schule des hl. Thomas von Aquin. Den Beweis dafür liefert P. Reginald Garrigou-Lagrange im vorliegenden Buch, das zu den theologischen Hauptwerken des bedeutenden Dominikanergelehrten zählt. Darin weist er auf, wie der „Sinn für das Geheimnis“ zu den Grundhaltungen dessen gehören muß, der sich als Philosoph oder Theologe der Wirklichkeit nähert. Auf je verschiedene Weise stellen das an sich dunkle Sein der Materie und das jenseits aller sinnlichen Erfahrbarkeit stehende lichte Sein Gottes die Grenzen menschlichen Erkennens dar. Anteil am inneren Leben Gottes kann der Mensch deshalb nur erhalten, wenn Gott sie ihm selbst durch das übernatürliche Geschenk der Gnade gewährt. Die Meisterschaft des thomistischen Systematikers zeigt Garrigou-Lagrange vor allem in der exakten Darstellung des Verhältnisses von Natur und Gnade, das sich in seiner Analyse als „der Mittelpunkt aller Theologie“ erweist. Von ihm her werden das Wesen von Glaube und Glaubenswissenschaft ebenso begreiflich wie die komplexen Zusammenhänge zwischen zentralen Wahrheiten der Gottes- und Gnadenlehre in der Sicht des klassischen Thomismus.