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Zwischen Estland und Malta

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Vorwort Thomas Bauer Östlich von Oder und Neiße Seit dem 1. Mai 2004 sorgen 75 Millionen neue EU-Bürger dafür, dass die Europäische Union von insgesamt 450 Millionen Menschen bevölkert wird, und nach dem Beitritt von Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Malta und dem griechischen Teil Zyperns erstreckt sich das europäische Staatengebilde von Tallinn bis Valletta und vom Atlantik bis Weißrussland über eine Fläche von vier Millionen Quadratkilometern. Kaum mehr als ein Dutzend Jahre nach der Spaltung einer einst vereinten Region in zwei feindliche Systeme haben weitere zehn Länder, indem sie auf einen Teil ihrer Souveränität verzichten, für die Vereinigung eines Kontinents gesorgt. Die Frage, wo die Grenzen und wo das Zentrum Europas ist, wird jedoch auch nach dem Beitritt der osteuropäischen Staaten brisant bleiben: Bulgarien, Rumänien und die Türkei stehen ante portas der EU. Lange Zeit stellte ich mir unter ‚Osteuropa’ eine scham- und charmelose Region vor, eine von Melancholie gezeichnete Gegend, verschandelt von kommunistischen Bausünden. Bis ich meine ersten Reisen in die Gebiete östlich von Oder und Neiße unternahm und erstaunt feststellte, dass ich mich in einem bunten Flickenteppich unterschiedlicher Traditionen befand, der geprägt ist von zügelloser Aufbruchstimmung und einer Entwicklung, deren Tempo im ‚Westen’ unvorstellbar wäre, dessen Einwohner sich jedoch gleichzeitig vielerorts eine gewisse Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit erhalten haben. Irgendwann zwischen meinen touristischen Streifzügen und den ausgelassenen Abenden inmitten trinkfester Osteuropäer, die spätestens nach dem dritten Glas anfangen deutsch zu sprechen, wurde mir klar, dass die wichtigen Veränderungen zur Zeit im ‚neuen Europa’ stattfinden. Aus dem Umsturz meines Osteuropa-Bilds ist die Idee entstanden, ein Reisebuch herauszugeben, in dem 12 Autoren über ihre Erlebnisse zwischen Estland und Malta berichten. Dieses Buch will Lust machen, die neuen Nachbarn kennen zu lernen. Auf den folgenden Seiten wird Theo nach Lodsch geschickt, und der litauische Staatspräsident erhält Besuch aus dem Westen. Im rumänischen Donaudelta werden Pelikane gesichtet, und die Hauptstädte Osteuropas werden von Nord nach Süd bereist. 12 Autoren erkunden so auf ihre jeweils eigene Art eine Region, die von einem Wandlungsprozess geprägt ist, der Europa dauerhaft und irreversibel verändern wird. Der Herausgeber versichert an dieser Stelle, dass politische Floskeln, seien es hysterische Warnungen vor ‚östlichen Billigarbeitern’ oder enthusiastische ‚Rückkehr nach Europa’-Verfechtungen, auf den folgenden Seiten keine Rolle spielen werden, kann sich jedoch den Hinweis nicht verkneifen, dass die spezifische Stärke der EU seit jeher nicht nur in der ökonomischen und politischen Potenz liegt, sondern dass sie zu einem Großteil aus der kulturellen und geografischen Vielfalt stammt, und dass die Aufnahme der zehn neuen Länder vor diesem Hintergrund gesellschaftlich eine klassische win-win-Konstellation ist, die beiden Seiten nützt, auch wenn das Andockmanöver an den Westen nicht ohne Erschütterungen vonstatten gehen wird. Auch wenn die EU-Osterweiterung ein brisantes und politisch aufgeladenes Thema bleiben wird: In diesem Buch geht es um die persönlichen Streifzüge, um die Begegnungen und Erlebnisse von 12 Autoren in den Ländern und Kandidaten des ‚neuen Europa’. Die schwungvollen Reden von „historischen Augenblicken“, „Jahrhundertentscheidungen“ und „nie da gewesenen Chancen“ überlassen wir auch weiterhin gerne den Politikern.

Parameter

ISBN
9783937101095

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Buchvariante

2004

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