Tabubruch
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Österreichs Weg in die EU war verbunden mit dem Bruch eines jahrzehntealten politischen Tabus, nämlich der These der Unvereinbarkeit von Österreichs Neutralität mit der EG- Mitgliedschaft. Es wird heute oft vergessen, dass dieser Weg noch vor dem Fall der Berliner Mauer eingeschlagen wurde und damals Weitblick und Mut erforderte. Vielfache Widerstände waren zu überwinden: an der inneren Front; in Brüssel und einigen EG-Hauptstädten, wo große Vorbehalte gegenüber einem neuen Erweiterungsschritt bestanden; gegenüber den EFTA-Partnern, die Österreich mangelnde Solidarität vorwarfen; und selbstverständlich in Moskau, welches die österreichischen Ambitionen mit größtem Misstrauen verfolgte. Botschafter Manfred Scheich beschreibt als Zeitzeuge und wesentlicher Akteur bei der konzeptiven Entwicklung und Durchführung des Weges Österreichs zur EU-Mitgliedschaft die einzelnen Stationen. Neben auch für Historiker interessanten Informationen, die mit dokumentarischem Material belegt werden und oft auch persönlich–anekdotischen Charakter haben, gewinnt der Leser Einblick in ein Lehrstück konzeptiver, strategisch ausgerichteter diplomatischer Arbeit, deren einzelne Schritte sich jeweils an den Grenzen des innen- wie außenpolitisch Möglichen und gerade noch Akzeptablen orientierten, ohne jemals das strategische Ziel aus dem Auge zu verlieren.