Erbarmen und Verwandlung
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n drei Sachverhalten möchte ich meinen Vortrag heute verankern. Der erste ist angegeben durch das Thema des heutigen Festes. Er liegt in der Erkenntnisbemühung um das in der abschließenden Frage des Evangelisten Markus Angesprochene: „Dieses Wort machte sich mächtig in ihnen geltend, und sie fragten einander, was das sei: ‚von den Toten auferstehen’.“ Der zweite Sachverhalt ist der Raum der Werke, den wir hier betreten haben, von denen ich glaube, daß es doch gut und richtig ist, sie als „Kunst“ von dem Ersten, als „dem Religiösen“, und dem Dritten, das ich gleich nennen werde, eigens abzusetzen. Das Dritte, „die Industrie“, ist mir zur Aufgabe gemacht durch die Titelworte dieser Ausstellung und die Sachverhalte, die sie angeben. Dabei möchte ich mich vor allem besinnen auf die Geschichte des Stahls. Sie werden vielleicht etwas vermissen, von dem Sie denken könnten, daß es sich doch in einer Kunst–Ausstellung von selbst aufdränge: das Ästhetische. Aber in nichts, was den ästhetischen Umgang mit der Kunst angeht, den es seit dem frühen 18. Jahrhundert in Europa gibt und von dem ich annehme, daß er am epochal zu nennenden Untergang des davor liegenden Kunst–Gedankens einen maßgeblichen Anteil hat, möchte ich mich auf diese Dimension einlassen. Das heißt, ich werde nicht von meinen oder unseren möglichen Geschmacksurteilen sprechen, nicht versuchen, die ausgestellten Werke irgendwie zu beschreiben, schon gar nicht zu ergründen versuchen, was die Künstlerin mit ihren Werken gemeint haben könnte, weil dies nicht die Aufgabe und der Sinn der Kunstwerke ist, die Meinungen und Absichten ihrer Autorin zu transportieren, und ich werde nichts unternehmen, irgend etwas über die angebliche Harmonie oder Disharmonie der Formen und Gestalten der Stahlarbeiten und der Zeichnungen in freiem Ermessen zu reden. Mir scheint, es ist ein wunderbares Zusammentreffen, daß diese Ausstellung ausgerechnet auf den Sonntag der „Gestaltverwandlung Jesu“ fällt. Denn ich bin der festen Überzeugung, daß die Gestaltverwandlung, zu denken in keinem geringeren Horizont als dem des Evangeliums, auch das Thema und die Sache der Werke ist, in deren „Wolke“ Sie hier stehen. Bei Matthäus heißt es ausdrücklich: Alles, was da in der erzählten Szene geschieht, ist etwas, das die Jünger „sehen“ (horein)...