Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit
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Die Auseinandersetzung mit Armut gehört zu den zentralen Bestandteilen gesellschaftlichen Selbstverständnisses: Wer gilt als arm und wer nicht? Wer ist unterstützungsberechtigt und in welcher Form soll Hilfe gewährt werden? Soll der Staat diese Unterstützung zentral verwalten oder nur den geeigneten Rahmen für private Hilfe schaffen? Eine besonders intensive Auseinandersetzung mit diesen Fragen fand am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit statt: Mit den beschleunigten gesellschaftlichen Wandlungsprozessen änderte sich hier auch die Wahrnehmung von Armut sowie die Maßnahmen der Armenunterstützung bzw. der Bettelbekämpfung. Veränderte Fürsorge- und Armutskonzepte schlugen sich in neuen normativen Vorgaben nieder, die wiederum die Fürsorgepraxis beeinflußten. In diesem Spannungsfeld von Norm und Praxis untersucht der Band die Genese von historischen Vorstellungen und Handlungen in ihrer wechselseitigen Beziehung. Neben rechtshistorischen, konfessionellen sowie kommunalen Ansätzen thematisieren die Studien dabei auch das Scheitern normativer Vorstellungen im alltäglichen Handeln. Inhalt Vorwort Bernd Fuhrmann: Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit – Eine Einleitung Alexander Wagner: Armenfürsorge in (Rechts-)Theorie und Rechtsordnungen der frühen Neuzeit Sebastian Schmidt: „Gott wohlgefällig und den Menschen nutzlich“. Zu Gemeinsamkeiten und konfessionsspezifischen Unterschieden frühneuzeitlicher Armenfürsorge Rita Voltmer: Zwischen polit-theologischen Konzepten, obrigkeitlichen Normsetzungen und städtischem Alltag: Die Vorschläge des Straßburger Münsterpredigers Johannes Geiler von Kaysersberg zur Reform des städtischen Armenwesens Kay Peter Jankrift: Normbruch und Funktionswandel. Aspekte des Pfrundmissbrauchs in mittelalterlich-frühneuzeitlichen Hospitälern und Leprosorien Martin Uhrmacher: „Zu gutem Frieden und Eintracht strebend“ – Norm und Praxis in Leprosorien des 15. Jahrhunderts im Spiegel ihrer Statuten. Das Beispiel Trier Jens Aspelmeier: „Das beim haus nutz und kein unnutz geschehe“ – Norm und Praxis der Wirtschaftsführung in kleinstädtischen Spitälern am Beispiel von Siegen und Meersburg Jutta Grimbach: Hospitalgründungen des 15. und 16. Jahrhunderts am Niederrhein und im Herzogtum Westfalen Frank Hatje: „Dieser Stadt beste Maur vndt Wälle“. Frühneuzeitliche Armenfürsorge und Sozialbeziehungen in der Stadtrepublik am Beispiel Hamburgs Fritz Dross: Normale Praxis: Von neuen Konzepten in der Armenpflege, angestrengten Bemühungen zweier Medizinalräte und der erfolgreichen Nicht-Gründung eines Krankenhauses