Die schwere Geburt von Staaten
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Überall in Asien ist im Laufe der letzten hundert Jahre der moderne Nationalstaat, in dem Verfassungen die selbstauferlegten normsetzenden Rahmenbedingungen vorgeben, zur akzeptierten Selbstverständlichkeit geworden. Verfassungen bilden daher einen guten Ausgangspunkt für die Analyse rechtskultureller Spannungsfelder, zumal im Zuge der Globalisierung auch die „konfliktreichen, heterogenen, einander widerstreitenden und sich überlagernden pluralen Rechtsentstehungsprozesse jenseits der Verfassungen“ (Klaus Günther/Shalini Renderia) ins Blickfeld der Forschung geraten sind. In diesem Sammelband werden in einem ersten Schritt einige Verfassungsmodelle asiatischer Länder (Thailand, Indonesien, Tibet, Iran, China und Japan) vorgestellt und diskutiert, wobei die Unterschiede der Gesellschaften nicht größer sein könnten. Die Spannbreite reicht von rein demokratischen und multikulturellen Entwürfen über Exilgemeinschaften und betont islamisch orientierten Gruppen bis hin zu einer dezidiert kommunistischen Ordnung. Die Geburt von Staaten hat sich in der Regel als sehr schwer erwiesen. Die Übernahme des europäischen Modells des Verfassungsstaates führt in außereuropäischen Regionen sehr häufig zu immensen inneren rechtlichen Verwerfungen und nachhaltigen Transformationen. Vielerorts entstehen spezifische Hybridbildungen, die man allerdings nicht durchweg negativ beurteilen sollte, sondern die vielmehr als gleichberechtigte Gesellschaftskonzeptionen angesehen und ernst genommen werden müssen.