Spiegel geheimer Wünsche
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Seit der Antike üben Stillleben eine bis heute ungebrochene Faszination auf Künstler wie Betrachter aus. Anhand von 120 Werken vom Barock bis in die Gegenwart beleuchtet der Band den besonderen Reiz dieser schillernden Gattung im Spannungsfeld von Täuschung und Enthüllung, Begehren und Schrecken. Sehr viel stärker als Historie und Porträt zielt das Stillleben auf die Verführung seines Betrachters. In besonderer Weise manifestiert sich in ihm die herausragende Fähigkeit der Malerei, Dinge so täuschend echt wiederzugeben, dass die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Raffinierte Spiele mit Raum, Flächen und Entfernungen führen den Betrachter in die Irre, verschachtelte Realitätsebenen geben Rätsel auf. Verlocken die Bilder dazu, sich ganz in der Sinnestäuschung zu verlieren, lösen sie aber auch den Wunsch aus, eben diese zu entlarven. Zugleich evozieren Stillleben Emotionen und werden so zum Spiegel geheimer Wünsche. Kostbare Silbergefäße wecken Sammelleidenschaft und Begehren; saftige, zum Verzehr lockende Früchte suggerieren Genuss; erlegte Tiere faszinieren durch die Schönheit ihres Fells und Gefieders, spielen aber auch mit der Angst des Betrachters vor der ungebändigten Natur. Eben diese Spielarten nachzuspüren, macht sich der vorliegende Band zur Aufgabe und wagt so einen neuen Blick auf die Gattung. In übergreifenden Aufsätzen zur Illusionskraft des Stilllebens und seiner Aktualität in der modernen und zeitgenössischen Kunst sowie in fundierten Bildbetrachtungen wird die Gattung vom 17. bis 21. Jahrhundert in ihren Facetten von Prunk-, Jagd-, Frucht- und Blumenstillleben bis hin zu Fotografien und Installationen vorgestellt. Zahlreiche Abbildungen, darunter prächtige Details, laden ein, sich den optischen Verführungen bedeutender Künstler wie Willem Heda, Pieter Claesz, Claude Monet, Pablo Picasso und Thomas Demand hinzugeben.