Der Weg führt nach St. Barbara
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Jemand reichte 1928 zwei Erzähltexte zum Wettbewerb um den Kleistpreis ein und setzte sich gegen Bewerber von Rang und Namen wie Arnolt Bronnen, Lion Feuchtwanger, Marieluise Fleißer, Gustav Regler und Hans José Rehfisch durch. Gutachter Hans Henny Jahnn war fasziniert: Eine »Wiederentdeckung des Daseins« von »großer Klarheit und Einfachheit«, wobei alle Tendenz verbrennt »in einer leuchtenden Flamme der Menschlichkeit«. Der Autor schien ein Mann zu sein, in Hafenstädten lebend, vertraut mit schlingernden Schiffen und rauchigen Kneipen, wo Seeleute ihre Geschichten erzählen. Doch weit gefehlt: Der Preisträger war eine Frau, die soeben ihr zweites Kind zur Welt brachte, verheiratet mit einem ungarischen Politemigranten und in Berlin-Wilmersdorf lebend. Aufgewachsen im Mainzer »Puppenhaus« einer orthodox-jüdischen Kunsthändlerfamilie, hatte sie in Heidelberg und Köln Kunstgeschichte und Sinologie, Soziologie und Historie studiert und war zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Juden im Werke Rembrandts promoviert worden. Dann aber erste Erzählversuche: von Toten auf der Insel Djal; vom Bischof, der seine Hure erwürgt und von einer Frau gerettet wird – und der prämierte Aufstand der Fischer von St. Barbara ... Ein Weg, der in die Weltliteratur führte.
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