Erfurt
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Erfurt, die altehrwürdige Metropole Thüringens, war um 1900 eine Stadt im Aufbruch: Während in den verwinkelten Gassen und auf den eng bebauten Plätzen der Altstadt das Alltagsleben oft noch eher traditionell-beschaulich ablief, wuchsen außerhalb des alten Stadtmauerrings moderne bürgerliche Villenviertel empor. Mit den zahlreichen neuen Fabriken hatte der Aufstieg zur modernen Industriegroßstadt begonnen, und dank seiner Gartenbaubetriebe genoss Erfurt weltweit den Ruf einer „Blumenstadt“. Ein lebendiges Bild der aufstrebenden, Touristen noch weitgehend unbekannten Stadt zwischen Tradition und Moderne zeichnete 1901 der seinerzeit viel gelesene Berliner Journalist und Reiseschriftsteller Karl Emil Franzos. Mit wachen Augen und offenen Ohren erkundete er zu Fuß und per Droschke Erfurt und schrieb auf amüsante und kurzweilige Art und Weise seine Eindrücke von den Sehens- und Merkwürdigkeiten nieder. Was seinen Bericht so lesenswert macht, sind jedoch nicht nur die Schilderungen seiner touristischen Entdeckungen, sondern vor allem die kleinen, mit viel Humor und wohlwollender Ironie gespickten Anekdoten am Rande. So etwa die Schilderung menschlicher Hindernisse bei seinen Erkundungen, wenn ihm viele Erfurter Kirchen wegen unwilliger Küster verschlossen bleiben, Auskünfte der Einheimischen ihm nicht immer wirklich weiterhelfen oder sein Kutscher im Steiger-Ausflugslokal das eine oder andere Bier zuviel trinkt. Ergänzt um ein Vorwort des bekannten Erfurter Autors Dr. Steffen Raßloff und zahlreiche zeitgenössische Bilder, vermittelt Franzos’ ebenso kenntnisreicher wie unterhaltsamer Bericht dem Leser einen anschaulichen Eindruck davon, wie sich die heutige Landeshauptstadt vor gut 100 Jahren ihren Besuchern präsentierte.