Tichý
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Nach einer Ausbildung an der Prager Kunstakademie beginnt Miroslav Tichý in den späten vierziger Jahren eine Karriere als Maler und Zeichner, die jedoch durch die Machtübernahme der Kommunisten unterbrochen wird. Nach jahrelanger Haft und Tichýs vollständiger kultureller und sozialer Isolation entsteht in den siebziger und achtziger Jahren ein fotografisches Werk von hoher formaler Qualität. Mit Kameras, die er sich aus Konservendosen, Brillengläsern, WC-Rollen und Zigarrenkisten mit viel Geschick und Fantasie selbst bastelt, fotografiert Tichý auf täglichen Spaziergängen Frauen auf dem Markt, im Schwimmbad, bei der Arbeit, in Lokalen, auf der Strasse und auf öffentlichen Plätzen. Die unscharfen, verwackelten, zerknitterten, unter- oder überbelichteten, mit Fingerabdrücken, Schlieren von Entwickler- und Fixierflüssigkeit übersäten Fotos muten an wie die manischen Produkte eines ungelenken Dilettanten. Und auch der erotisch-obsessive Charakter des Gesamtwerkes und die sonderbare Lebensweise des Autors rücken Tichy zunächst in die Nähe künstlerischer Außenseiter. Doch dieses Werk lässt sich nicht kategorisieren, es ist konzeptuell, atmosphärisch und formal aufsehenerregend. Das bewusste sichtbar Machen fotochemischer Prozesse, die Verwendung primitivster Gerätschaften, das expressive Retuschieren - die Behandlung von Fotografien als plastische Objekte - machen Tichys Oeuvre einzigartig. Diese erste, in englischer Sprache erschienene Monografie präsentiert bisher unveröffentlichte Bilder Tichýs. Ein biographischer Text von Roman Buxbaum beschreibt erste Begegnungen mit dem Künstler und Erinnerungen aus seiner eigenen Kindheit, als Buxbaum in Tichýs Nachbarschaft wohnte.