Die Stimme der Anderen
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In diesen Zeitzeugnissen in Form von Leserbriefen an die Tageszeitung 'Junge Welt' aus dem Jahr 1990, dem Beitrittsjahr zur Bundesrepublik, erheben DDR-Bürger aus allen Bevölkerungsschichten ihre Stimme. Inhaltlich reichen ihre Äußerungen von beginnender Ernüchterung hinsichtlich der versprochenen blühenden Landschaften bis zu streitbarem Engagement für die Bewahrung sozialpolitischer Errungenschaften und anderer substantieller Elemente des sozialistischen Gesellschaftsmodells. So entsteht eine zunehmend kritische Bilanz, die sich an den Weichenstellungen des Beitrittsprozesses festmacht: Von den Volkskammerwahlen im März über die Bildung der Treuhandgesellschaft zur Privatisierung des staatlichen Eigentums und die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion im Sommer bis hin zum Beitrittsbeschluss vom 3. Oktober und dem Ende der DDR. Zwanzig Jahre danach halten, so das Institut für Demoskopie Allensbach, gerade noch 36% der Ostdeutschen 'die Demokratie, die wir in der Bundesrepublik haben', für 'die beste Staatsform'.