Vernunft und Glaube im Gleichgewicht
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Heinz Kimmerle zeigt, wie ihn sein Lebensweg von einer stark religiös bestimmten Kindheit über viele Zwischenstationen zur Interkulturalität geführt hat. Im Lauf seines Studiums tritt die Philosophie in den Vordergrund, und er gelangt zu der Konzeption einer philosophischen Theologie. In Verbindung mit einer philosophisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Marxismus erweist sich der konkrete Theorie-Praxis-Zusammenhang auch für die religiöse Frage als konstitutiv. Intensiver Umgang mit Künstlern und der Kunst erschließt ihm die Tiefendimension des Menschseins, ohne dass damit eine Geringschätzung des Körpers verbunden ist. Durch persönliche Erfahrungen wird er mit der nicht zu beantwortenden Warum-Frage konfrontiert. In der Folgezeit - er ist inzwischen Professor für Philosophie an die Erasmus Universität Rotterdam - kommt ihm die christliche Religion auf ganz undramatische Weise abhanden. Als ihn die philosophische Arbeit dann nach Afrika führt, findet er dort neben wichtigen philosophischen Gesprächspartnern äußerst lebendige Formen des Christentums und des Islam, die Elemente des Animismus in sich aufgenommen haben. Der Animismus und der damit verbundene Respekt vor der Natur gibt dieser Religion nach seiner Auffassung nicht nur eine aktuelle Relevanz, sondern qualifiziert sie auch, neben Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus als sechste große Weltreligion ernst genommen zu werden. Auf diese Weise wird die philosophische These, die dem Ganzen als ›Prolegomena‹ vorangestellt wird, durch die Praxis (s)eines Lebens bestätigt, dass Vernunft und Glaube auch angesichts eines verbreiteten Säkularismus, der aber selbst religiöse Züge trägt, in gleicher Weise den Menschen definieren.