Überleben
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„testcard“ erscheint seit 1995 in unregelmäßigen Abständen und wird ab 2011 zweimal im Jahr erhältlich sein. Artikel zu Musik, Film und zeitgenössischer Kunst kreisen in jeder Ausgabe um einen wechselnden Themenschwerpunkt. „testcard“ #21 geht da hin, wo es wehtut und widmet sich dem „Überleben“. Damit nähert sie sich kritisch existenziellen Perspektiven auf „Pop und Anti-Pop in Zeiten des Weniger“. Popkultur, das war lange Zeit Rebellion gegen alles Bürgerliche, Rebellion lebte im und aus dem Überfluss. Junge und schöne Menschen führten vor, dass Leben intensiver, cooler, freier und glamouröser sein kann! Wer dabei zu Tode kam, starb als jugendlicher Märtyrer im Dienste des Vitalismus. „Live fast, die young“, wer dieses Ziel verfehlte, kaufte sich dann eben später doch eine Villa nebst Treppenaufgang für die Platinschallplatten. Sicher war es früher nicht nur so, und sicher ist es heute nicht nur anders. Aber das Klima seit dem 'Golden Age of Pop' hat sich kulturell, sozial und ökonomisch fundamental verändert. Damit ist ein Pop-Tabu berührt. Denn Teil der Geschäftsgrundlage von Pop war es, die Frage nach der eigenen Lebensgrundlage immer als Nebenwiderspruch zu behandeln. Letztendlich sollte sie sich von selber regeln: durch wirtschaftlichen Erfolg, solidarische Netzwerke oder undergroundige Bedürfnislosigkeit. Und ist die aktuelle Konjunktur von Überlebens-Fragen nicht vielleicht nur die Bestätigung dafür, dass der allgemeine Sicherheitswahn nun auch Pop und Subkulturen erreicht hat?