Von Spiegeln und Schleiern
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Henry Rider Haggards (1856–1925) She ist noch heute einer der populärsten viktorianischen Abenteuerromane. Haggards Roman ist allerdings nicht nur eine spannende Lektüre, sondern verarbeitet in einem pseudo-afrikanischen Setting und einem Plot um eine geheimnisvolle, mit scheinbar übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattete Herrscherin zahlreiche widerstreitende Diskurse der viktorianischen Epoche. Thomas Köhlers Studie untersucht Haggards Roman mittels detaillierter Textexplikation vor dem Hintergrund der Wiederbelebung der ›Romance‹ in der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts, den Anfängen der modernen Anthropologie und den Kunstströmungen des Fin de Siècle. Im Mittelpunkt steht jedoch Haggards literarische Verarbeitung unterschiedlichster wissenschaftlicher und religiös-metaphysischer Vorstellungen seiner Zeit, die vom Darwinismus bis zur Theosophie Helena Blavatskys reichen, und die Wechselwirkung und kontradiktorische Qualität der von Haggard benutzten Referenztexte und -theorien. She zeigt sich so als ein überraschend komplexer und ambivalenter Text, in dem die Verbindlichkeit von Perspektiven und Paradigmen brüchig zu werden beginnt; er erweist sich damit als ein Abbild auseinanderdriftender Tendenzen in der spätviktorianischen Kultur selbst.