Nino Malfatti - die gemalte Zeit
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Der Band begleitet auf umfassende Weise eine großangelegte Retrospektive über das Schaffen des Tiroler Künstlers Nino Malfatti im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum unter dem Titel „Nino Malfatti – Die gemalte Zeit. Retrospektive 1968 bis 2011“. Zu Beginn der 1970er Jahre arbeitet Nino Malfatti mit Realitätsfragmenten im Bild, mit anonymen Bestandteilen der technischen Umwelt, wie Röhren und Treppen, die er auf der Leinwand zu einem eigenen architektonischen Gebilde zusammenfügt. In der Folge variiert der 1940 in Innsbruck geborene Künstler Wäscheklammern, Gläser, Konservenöffner oder Kleiderbügel in seriellen Kompositionen. Fünf Jahre später reiht Malfatti Gegenstände aus der heutigen Arbeits- und Konsumwelt aneinander. Hammer und Sichel, Schuhleisten, Ambosse, Maurerkellen oder Pflüge, serienmäßig miteinander kombiniert und mit Naturfragmenten versehen, lassen sich in erster Linie als reine Malerei und zugleich aber auch als kritische Fragestellungen und ironische Andeutungen an gesellschaftliche Verhaltensweisen verstehen. Mit diesen Darstellungen alltäglicher Gegenstände, die zu spannungsvollen Kompositionen verschachtelt werden und somit ständig die Grenze von Realität und Fiktion überschreiten, ist der Künstler 1977 auch auf der documenta 6 vertreten. Ab etwa 1980 widmet er sich zunehmend der Abbildung von Landschaften, in die sich gewöhnliche Maschinenobjekte, wie Flügelschrauben, Scharniere oder Getriebestangen, einfügen. Es entstehen skurrile Atmosphären, die auf humorvolle Weise mit Doppeldeutigkeiten spielen. Seit Mitte der 1980er Jahre sind das ausschließliche Thema seiner Bilder die Berge. In Berlin, wo Malfatti seit 1974 lebt, hat er diese zwar nicht mehr vor der Haustür, er hält sie jedoch während seiner Aufenthalte in Tirol in zahlreichen Skizzen, Studien und Fotografien fest. Davon ausgehend malt er zumeist aus ihrem Kontext gerissene alpine Hochgebirgsformationen, Felsen oder Steinbrüche, die er als völlig abstrakte Gegenstände neu definiert und deren unerschöpflichen malerischen Reichtum er sich erschließt. Auf der Leinwand entstehen eigengesetzliche und sinnliche Welten, die mit Motiv und Wiedererkennbarkeit nur noch äußerlich verbunden sind. Geheimnisvolles ist seinen Bildern zu eigen, das sich im Malerischen von Ocker, Schwarz, Blau, Grün und Weiß sowie den vielfachen Brechungen von Licht und Schatten erfüllt. Dem Betrachter offenbart sich die gegebene Form als noch unbekannte Geschichte. Eine nicht unwesentliche Rolle bei der Rezeption des Werks von Malfatti kommt den Titeln zu, die er seinen Arbeiten gibt. Sie sind ein zusätzliches Instrument zum Ausbalancieren von Nähe und Distanz. Gerne setzt er Bild und Titel antithetisch ein.
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