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Das Normativitätsproblem der sozialen Arbeit

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AuszugVorwort Es besteht in der internationalen Forschung kein Zweifel daran, dass in institutionalisierten Bildungs- und Wohlfahrtsarrangements normative Vorstellungen eingebettet sind, ohne die diese nicht zu verstehen wären. Auch die Soziale Arbeit ist normativ begründete Praktik. Sowohl ihre Gegenstände (z. B. soziale Deprivierung und Ungleichheitsdynamiken, Erziehungs- oder Entwicklungsschwierigkeiten, die Ermöglichung von Bildungsprozessen oder die Bearbeitung sozialer Lebensführungsprobleme) als auch die Ziele der Sozialen Arbeit, seien es die Erhöhung von Chancengleichheit, die Sicherstellung des Humankapitals oder die Ermöglichung ›sozialer Subjektivität‹, sind von gesellschaftspolitischen Bewertungen durchdrungen und können ohne expliziten oder impliziten Bezug auf normative 'Soll-Zustände' nicht auskommen. Fraglich ist daher weniger, ob Soziale Arbeit auf normativ-politische Maßstäbe aufbaut, sondern, um welche Maßstäbe es sich handelt. Ferner stellt sich die Frage, inwiefern sich Soziale Arbeit lediglich auf die gesellschaftlich und historisch je vorherrschenden Maßstäbe bezieht oder ob sie als Profession und Disziplin willens in der Lage ist, diese Vorgaben reflexiv zu prüfen und ggf. eigene Zielgrößen zu begründen. Die Frage nach der Normativität in der Sozialen Arbeit ist insofern auch eine Frage nach ihrer professionellen und disziplinären Autonomie sowie eine Frage danach ob Soziale Arbeit mehr ist als affirmative sozialtechnologische Instrumente. Diese Frage stellt sich umso dringlicher, da die Normativität des Wohlfahrtsstaats, die eine nahezu selbstverständliche Hintergrundfolie für die Professionalisierungsstrategien der modernen Sozialen Arbeit darstellt, zunehmend zur Disposition gestellt wird. So radikalisiert sich in vielen europäischen Ländern der gesellschaftspolitische Diskurs über eine Neubestimmung des Sozialen. Das betrifft sowohl die sozialen Sicherungssysteme als auch die Restaurierung eines übergreifenden Kontrollparadigmas als normative Leitlinien für das alltägliche Leben insbesondere in Kontexten von Arbeitslosigkeit, Armut und Verelendung. Der Abbau wohlfahrtsstaatlicher Strukturen ist unübersehbar. Die Erosion gesellschaftlicher Solidarität im sozialpolitischen Werteraum und eine zunehmende gesellschaftspolitische Hinterfragung des ökonomischen und sozialen Ausgleichs werden begleitet durch eine programmatische Ideologisierung von Eigenverantwortung als eine Art Selbstregulierung ungünstiger oder benachteiligter Lebensverhältnisse, oft verbunden mit einer moralischen Infragestellung eines materiellen Versorgungsniveaus. Diese Fragen wurden auf einer internationalen Konferenz im Juli 2011 an der Universität Zürich mit KollegInnen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland intensiv diskutiert. Die Beiträge in diesem Sonderheft sind bis auf eine Ausnahme (Christoph Henning) überarbeitete Fassungen der ursprünglichen Vortragstexte. Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung durch das In-stitut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich und der dortigen Hochschulgesellschaft wäre die Tagung nicht möglich gewesen. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Stefanie Duttweiler, Marion Pomey, Tobias Studer sowie Franziska Widmer für ihre großartige Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Tagung. Bielefeld, Juli 2012 Hans-Uwe Otto, Holger Ziegler

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2012

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