Als die Kirche Gott verriet
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Die Inquisition, die im Namen Gottes Andersgläubige, Ketzer, Häretiker, Mystiker, die Templer, Hexen, Aufklärer etc. verfolgte, hat ihren Ursprung in den zu Beginn des 13. Jahrhunderts vom Papst ausgerufenen christlichen Kreuzzügen gegen die Katharer in Südfrankreich. Die Kirche befand sich damals in einer Zwickmühle: Zum einen konnte oder wollte sie sich mit den Abweichlern inhaltlich nicht auseinandersetzen, sondern baute auf das Mittel der physischen Gewalt. Zum anderen hatte sie sich von den Lehren Jesu (in dessen Namen sie gegründet worden war) so weit entfernt, daß der Widerspruch zwischen Lehre und Wirklichkeit nicht mehr überbrückbar war. Um diesen Tatbestand zu kaschieren und gleichzeitig ihre Macht zu erhalten, mußten alle, die Zweifel und Kritik äußerten, öffentliche Prozesse über sich ergehen lassen, den Flammentod erleiden, in Folterkammern dahinsiechen oder sich dem Zugriff der Häscher durch Flucht entziehen. Verfolgung im Namen Gottes, um vom Wort Gottes abzulenken. In den einzelnen Ländern ihres Wirkungsbereichs verfolgte die Inquisition unterschiedliche Ziele mit unterschiedlichen Methoden. Wollte sie in Frankreich, Deutschland und Italien abtrünnige Gläubige wieder auf den „rechten Pfad des Glaubens“ zurückführen, bekämpfte und vertrieb sie auf der Iberischen Halbinsel Andersgläubige systematisch. In England und Skandinavien dagegen konnte sie nie richtig Fuß fassen. In den Gebieten Mittel- und Osteuropas sowie in Mittel- und Südamerika führte sie die „Heidenmissionierung“ mit den bekannten brutalen Mitteln durch. Auch in den folgenden Jahrhunderten traten die Inquisition und ihr Schutzherr - der Papst in Rom - in Erscheinung: so bei der Bekämpfung der mittelalterlichen Mystiker, der protestantischen Lehre, der Freimaurerei, der Revolutionsbewegungen des 18./19. Jahrhunderts in Amerika, Frankreich und Italien, der wissenschaftlich-technischen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Dieser aussichtslose Kampf einer mittlerweile zahnlosen Einrichtung gipfelte im Unfehlbarkeitsdogma von 1870. Damit war der Kampf gegen den Fortschritt, Liberalismus und die moderne Zivilisation im Grunde verloren. Die Inquisition war bis in unsere Zeit der verlängerte Arm der Kirche, ein Staat im Staate, der Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitete. Und sie war eine „weltumspannende“ Einrichtung, deren Einfluß man sich nicht groß genug vorstellen kann. Sie war ein perfektes Überwachungssystem zum Machterhalt. Was hier im Namen Gottes geschah, war eine völlige Pervertierung der christlichen Lehre mit ihren Kerninhalten von Nächstenliebe, Demut, Toleranz sowie Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben.
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