Zur Lockerung der Perspektive
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Heißenbüttels Literaturkritiken - ein höchst anregendes und facettenreiches Panorama unterschiedlichster Spielarten von Literatur. Zeitlebens hat Helmut Heißenbüttel neben der Arbeit an seinen Textbüchern, Prosaprojekten, Gedichten, Hörspielen und Essays auch hunderte von Buchbesprechungen für Zeitungen und Rundfunk geschrieben. Im Blick auf die aktuelle deutsche Literatur interessierten ihn die Vielfalt der europäischen und amerikanischen Schreibweisen ebenso wie die verschütteten Traditionen der literarischen Moderne, Krimis ebenso wie Lyrik, Comics und Kinderbücher ebenso wie die Neuausgaben der Klassiker: so ergeben die für dieses Lesebuch ausgewählten Kritiken ein höchst anregendes und facettenreiches Panorama der unterschiedlichsten Spielarten von Literatur in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Zugleich bot das Rezensieren Heißenbüttel Gelegenheit zur anschaulichen Erörterung methodischer und poetologischer Fragen: ein undogmatisches und stets zweifelndes Nachdenken über Sprache, Literatur und deren gesellschaftliche Implikationen. Als Kritiker war er nicht auf das Zelebrieren von Geschmacksurteilen aus, sondern neugierig auf Entdeckungen, auf ungelöste Fragen und auf neue Perspektiven. Seine kritischen Schriften sind daher noch heute überzeugende Plädoyers für eine andere, offenere, risikoreichere Weltwahrnehmung durch Literatur und Sprache - und vor allem machen sie Lust aufs Lesen.