Eine Welt der Zeichen
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Das Werk Yoko Tawadas ist transitorisch angelegt. Es bezieht sich nicht nur auf den Raum, aus dem sie kommt – Japan – und auf den Raum, in dem sie seit mehr als drei Jahrzehnten lebt – Deutschland. Von Anbeginn hat sie sich selbst konsequent durch geographisch, kulturell und sprachlich diverse Räume hindurch bewegt und diesen Durchgang zur poetologisch reflektierten Grundlage ihrer Texte gemacht. Im Rückblick zeichnet sich dabei Frankreich als ein besonders favorisierter, als ein „Dritter Raum“ ab, der die Entstehung wie auch die Rezeption des Gesamtwerks von Yoko Tawada nachhaltig prägt: Hier hat sich die Autorin selbst als Gast von Literaturhäusern und Universitäten immer wieder aufgehalten, hier spielen zahlreiche ihrer Werke, vor allem die großen Romane Das nackte Auge und Schwager in Bordeaux, hier entstanden Texte und Theorien anderer, die für ihr Schreiben maßgeblich wurden. Der auf ein Symposium in Paris (2012) zurückgehende Band untersucht erstmals umfassend die Bedeutung von Frankreich, seiner Literatur und seiner Theorieansätze für Tawadas Werk. Er dokumentiert darüber hinaus Begegnungen französischer SchriftstellerkollegInnen mit der Autorin – in Zeugnissen von Christine Montalbetti, Philippe Forest und Claude Chambard, der die Figur des Maurice in Schwager in Bordeaux inspirierte. Ergänzt wird die multifokale Perspektive auf Frankreich als „Dritten Raum“ durch mehrere Originalbeiträge der Autorin, die heute zu den bedeutendsten transnationalen Autoren der Gegenwart gehört.