Doderer-Lektüren
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Als Heimito von Doderer im Jahr 1966 siebzigjährig starb, schien es, als wäre der österreichischen Literatur ihr personelles Zentrum verlorengegangen. Nachdem er in der Zwischenkriegszeit noch vergebens versucht hatte, sich als Romancier einen Namen zu machen, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen Schlag zur nationalen Berühmtheit. Sein Durchbruchsroman Die Strudlhofstiege knüpfte dabei ebenso wie der ästhetisch gewagtere Kurzroman Die erleuchteten Fenster (beide 1951) an die untergegangene Welt des alten Österreich an. Das Opus magnum Die Dämonen (1956), an dem der Schriftsteller durch drei Jahrzehnte gearbeitet hatte, setzte dieses Programm erfolgreich fort, kann jedoch wenigstens heute seine fragwürdigen ideologischen Wurzeln nicht verleugnen. Anerkennung bei den Avantgardisten verschaffte Doderer sich mit dem durch seine Brachialitäten überraschenden Text Die Merowinger (1962). Zuletzt folgte 1963 mit den Wasserfällen von Slunj der Auftakt zu einer Tetralogie, die freilich unvollendet bleiben musste. Der vorliegende Band interpretiert die fünf Romane, die Doderers späten Ruhm begründet und gefestigt haben, neu und gewinnt jedem von ihnen einen frischen, bislang unentdeckten Sinn ab.