Das unendliche Objekt
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Ob es im Menschen tatsächlich, wie Blaise Pascal in seinen Pensées (1671) behauptete, „einst eine echte Glückseligkeit gab, von der in ihm jetzt nur noch die leere Spur verblieben ist“, wissen wir nicht. Seine These, dass die verbliebene Leere als „unendlicher Abgrund nur durch ein unendliches und unveränderliches Objekt ausgefüllt werden kann“, dient diesem Buch als Ausgangspunkt. Was für Pascal ein gewagter Gottesbeweis war, kann als religionspsychologischer Befund gelesen werden. An ihm anknüpfend setzt dieses Buch sich aus psychoanalytischer und kulturanthropologischer Sicht mit der psychischen Dimension von Spiritualität bzw. Religiosität als deren Sonderform auseinander. Welche Rolle spielt das Spirituelle, das Religiöse, das Mythische im menschlichen Seelenleben? Warum glauben wir an Götter, Geister und Fügung? Dass Glaube in erster Linie Bindung bedeutet, macht ihn zu einer psychischen Variablen, die das Unbewusste am Werk zeigt und auf die Strukturen der Persönlichkeit verweist. Dieses Buch widmet sich einer Reihe von Erscheinungsformen des Spirituellen, angefangen mit dem Mythos und dem Orakel von Delphi über die Christusfigur, die Wundererscheinungen von Fatima und Lourdes bis zu den südwestindischen Götterspielen des Sanskrittheaters. Zwei Erzählungen des protomodernen Autors Heinrich von Kleist werden als Beispiele von Literatur zum Thema herangezogen und als religionspsychologische Avantgarde gewürdigt.