Goethehaus und Goethe-Museum im 20. Jahrhundert
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Ein sorgfältig edierter Quellenband mit überwiegend unveröffentlichten Texten und Dokumenten. Goethehaus und Goethe-Museum am Frauenplan in Weimar sind erstrangige Erinnerungsorte, ja mehr noch: Identitätsorte der deutschen Geschichte. Das Goethehaus, einst Sehnsuchtsort eines konservativen, unpolitischen Bildungsbürgertums, wurde nach eindringlichem Werben um die Aufmerksamkeit Adolf Hitlers im Jahr 1935 um ein Goethe-Museum erweitert, das heute als erster Museumsneubau des nationalsozialistischen Staates gilt. Wenig später, nämlich nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, ist das Weimarer Goethe-Museum mit neuen Dauerausstellungen zum größten Literaturmuseum des sozialistischen Staates aufgestiegen. Es war, je unterschiedlich, je spezifisch, verbunden mit der Deformation des Bildungsgedankens im nationalsozialistischen wie im sozialistischen Staat und wirkte in beiden Fällen als Garant der Übereinstimmung von Kulturtradition und Diktatur, bis nach dem Fall der Mauer die staatlich vorgegebene Goethe-Deutung fortfiel. Die vorliegende Sammlung ergänzt den 2015 erschienenen Band »Die Erfindung des Dichterhauses« und erschließt die ebenso verstörende wie spannende Geschichte Goethes im Weimar des 20. Jahrhunderts auf dem Wege der Dokumentation: Briefe, Tagebücher, Gesprächsniederschriften und amtliche Papiere, Pressezeugnisse und Reiseberichte, großenteils unveröffentlicht, zeigen die Weimarer Goethestätten als Spiegel der komplexen und brüchigen deutschen Bildungstradition.