L’ Autriche à Paris 1925
Autoren
Mehr zum Buch
„Es ist mehr als Kunst, die der österreichische Pavillon, diese kostbare Kassette, uns darbringt. Es ist die Weltanschauung eines genialen Volkes.“ (Paul Clémenceau bei der Eröffnung des österreichischen Pavillons der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris zu dem österreichischen Handelsminister Hans Schürff) „L’architecture du pavillon autrichien? Si simple qu’on ne peut lui adresser aucune critique. Vous verrez une sorte de fortin-caravansérail africain, mais en ciment armé et à larges ondulations horizontales. Ce genre d’ondulation est nouveau et cher aux Autrichiens.“ „Die Architektur des österreichischen Pavillons? Sie ist so einfach, daß man sie gar nicht kritisieren kann. Ihr sehet eine Art von kleiner afrikanischer Wüstenschanze, aber aus Beton mit breiten horizontalen Wellenlinien. Diese Art von Wellenlinien ist den Österreichern neu und ans Herz gewachsen.“ (Ein unter dem Pseudonym „Saint-Marcet“ in der Pariser Tageszeitung „L’Intransigeant“ schreibender Kunstkritiker, vermutlich Adolf Loos, über die Architektur des österreichischen Pavillons von Josef Hoffmann; die hier wiedergegebene deutsche Übersetzung fand sich im schriftlichen Nachlass von Adolf Loos) Die von Anfang Mai bis Anfang November 1925 in Paris gezeigte „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ (auf Deutsch oft kurz auch „Internationale Kunstgewerbeausstellung“, „Pariser Ausstellung“ oder „Art-déco-Ausstellung“ genannt) hat mit rund 140 Pavillons auf dem ungefähr 30 Hektar großen Areal zwischen dem Hôtel des Invalides und den Champs Elysées den Rang einer Weltausstellung. Sie ist weltweit die erste Veranstaltung dieser Größenordnung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Während ihrer sechsmonatigen Öffnungszeit wird sie von ca. sechzehn Millionen Besuchern besichtigt, was einer durchschnittlichen Zahl von ca. 90.000 Personen pro Tag entspricht. Die österreichische Beteiligung (ca. 220 Aussteller) an dieser Ausstellung wird sowohl von christlichsozialen Körperschaften (Republik 4 Mrd. Kr., Wiener Handelskammer 1 Mrd. Kr., Bankenverband 1 Mrd. Kr.) als auch einer sozialdemokratischen Körperschaft (Gemeinde Wien 2 Mrd. Kr.) mit namhaften Geldbeträgen unterstützt (insgesamt neun Milliarden Kronen, das entspricht 2018 rund 3,3 Mio. Euro). Es handelt sich daher um eine der wenigen gemeinsamen Unternehmungen der zu dieser Zeit tief gespaltenen politischen Lager in Österreich. Allein schon aus diesem Grund kommt dieser Ausstellung aus österreichischer Sicht eine beachtenswerte politische Bedeutung zu.