Als homosexuell verfolgt
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Seit einigen Jahren gibt es verstärkt Bemühungen, das Schicksal von Männern und Frauen, die in Wien in der NS‐Zeit wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen verfolgt wurden, zu erforschen. Quellen sind fast ausschließlich Strafakten. Um Lebensgeschichten und biografische Zusammenhänge zu rekonstruieren, muss man diese oft gegen den Strich oder zwischen den Zeilen lesen, da die Sprache der Dokumente abwertend ist, die Verfolgten nicht dem »gesunden Volksempfinden« entsprachen und aus der Gesellschaft ausgestoßen waren. Bis dato konnten über 1 400 männliche und rund 80 weibliche Beschuldigte nachgewiesen werden. Die Geschichten von etwa 50 Verfolgten werden in diesem Band erzählt, meist sind es sogenannte »kleine« Menschen, die in einem von Armut und Erwerbsdruck gezeichneten Alltag ihre Sexualität zu leben versuchten. Viele waren an Politik desinteressiert, manche aber auch Mitglieder in nationalsozialistischen Organisationen oder rassistischen Verbänden. Einzelne waren jüdischer Herkunft. Bis heute jedenfalls sind all diese Biografien Marginalien der Stadtgeschichte oder werden als solche behandelt. Dieses aufwendig illustrierte, biografische Lesebuch will diesen Zustand ändern.