Alles ist seltsam in der Welt
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Gertrud Kolmar (1894–1943) gilt als bedeutende deutschsprachige Dichterin. Trotz ihres großes Ranges ist die jüdische Schriftstellerin jedoch bis heute nicht ausreichend gewürdigt worden. Kolmar hat Gedichte, Dramen und Prosa geschrieben und ein spannendes Briefwerk hinterlassen. Für ihre heutigen Leserinnen und Leser ist die Lektüre Kolmars mit dem Wissen um deren Ermordung in Auschwitz verknüpft. Doch Gertrud Kolmar ist nicht nur die Dichterin mit dem melancholischen Blick, in deren Gesichtszüge sich die Ahnung einer düsteren Zukunft eingegraben zu haben scheint. Während ihr literarisches Werk wie auch ihre Briefe mittlerweile gut zugänglich sind, gibt es kaum Fotos von Kolmar, weshalb die meisten ihrer Bücher – wie auch dieses – das melancholische Porträt der Autorin zeigen, das aus dem Jahr 1928 stammt. Ihr Foto ist jedoch nur eine von vielen Möglichkeiten, sich Person und Werk anzunähern, denn Kolmars Werk ist äußerst vielfältig. Gertrud Kolmar ist eine radikale Dichterin, die in keine Kategorie passt. Sie schreibt zart und hart, poetisch, prosaisch, dramatisch, lässt Frauen und Männer, Tiere, Pflanzen und Dinge sprechen. Sie schreibt über Ankommen und Weggehen, Stillstand und Bewegung, über Frau-Sein, Mann-Sein und Kind-Sein, Pflanzen und Tiere, Krieg und Frieden, Fremdheit und Nähe. Und sie tut das nicht nur wortgewaltig und voller starker Bilder, sondern zuweilen sogar komisch bis hin zum Grotesken. Ingeborg Gleichauf begibt sich auf die Spur der jüdischen Dichterin und porträtiert in „Alles ist seltsam in der Welt“ eine vielseitige Schriftstellerin, die uns auch heute noch viel zu sagen hat.