Systemgestaltung im Gesundheitswesen
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In den Sozialwissenschaften ist die Beschäftigung mit konkreten sozialen Einflüssen auf Gesundheit, Krankheitsentstehung und Krankheitsbewältigung bis heute vernachlässigt. Ohne eine systematische Rekonstruktion jener Wechselwirkungen, die soziale, seelische und physiologische Prozesse miteinander verbinden, steht die praktische Gesundheitsarbeit auf tönernen Füßen, entbehrt auch die therapeutische Wirkung interaktionsintensiver Versorgungsleistungen als Ergänzung und Alternative zur heute stark favorisierten technisierten Medizin einer wissenschaftlichen Begründung. Insbesondere die aktuellen Krisentendenzen des Versorgungssystems verdeutlichen den Bedarf an Gesundheitssystemforschung, um Grundlagen für eine patientenorientierte Systemgestaltung zu schaffen. In diesem Band werden zu den Problemen der Aufgabenstellung und der Organisation des Gesundheitswesens erste Anworten gegeben. Es stellen sich Fragen nach den wesentlichen gesundheitlichen Problemen unserer Gesellschaft und den Leistungen, mit denen sie bewältigt werden sollen, nach den Organisationsprinzipien unseres Gesundheitswesens und seinen Triebkräften sowie nach realistischen Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei kommt man an der Erkenntnis nicht mehr vorbei, daß auch im Gesundheitswesen die Zeit der Technikfaszination zu Ende geht und stattdessen sorgsamer mit den dort beschäftigten Menschen umgegangen werden muß, um einer weiter fortschreitenden Arbeitsteilung und Fragmentierung der Versorgungsorganisation entgegenzuwirken. Aus dem Inhalt: Einleitung: Krisenbewältigung durch Systemgestaltung; Arbeit im Krankenhaus: Krankenhausarbeit im Zeitalter chronischer Erkrankungen - von der Helferrolle zum Management somatischer Risiken; Leitbilder und Prioritäten der Akutmedizin; Nicht Technik statt, sondern Technik plus Interaktion; Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastungen der Beschäftigten; Patientenbelastung und Patientenarbeit; Krankenhausarbeit zwischen technischem und zwischenmenschlichem Imperativ; Zielkomplexe und Technisierungsprozesse im Krankenhaus: Das Krankenhaus als Industriebetrieb?; Zum institutionellen Rahmen des Technikeinsatzes; Technik im Krankenhaus und das Problem ihrer sozialwissenschaftlichen Konzeptualisierung; Die medizinische „Technisierungsspirale“; Interpretationen eines systemischen Verselbständigungsprozesses; Ausdifferenzierung der kardiologischen Versorgungsstruktur und Kliniklandschaft: Diversifizierung und Wachstum des kardiotechnischen Leistungsangebots; Technikeinsatz und funktionale Differenzierung des kardiologischen Feldes; Probleme und Perspektiven der technikintensiven Medizin; Schnittstellen im Gesundheitswesen - Zur (Des-)Integration medizinischer Handlungsstrukturen: Technische und nicht-technische Dimensionen der Schnittstellenproblematik im medizinischen System; Schnittstellen innerhalb der Institution Krankenhaus; Schnittstellen der institutionell ausdifferenzierten Versorgungsstruktur; Strategien der Schnittstellenbewältigung: Gestaltung - Management - Vermeidung; Patientenorientierte Systemgestaltung im Gesundheitswesen: Von der aktuellen Organisationsdebatte lernen; Situation und Problemsicht chronisch Kranker; Organisationsgestaltung durch Gruppenarbeit; Patientenorientierung durch Etablierung von Rehabilitationsteams; Qualitätszirkel und Projektorganisation; Die Zukunft der stationären Versorgung; Versorgungskonzepte für chronisch Kranke; Gesundheitspolitischer Ausblick; Literatur.
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