Weltweite Werte?
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Wenn man über Werte spricht, darf man nicht glauben, die Ethik könne heute das leisten, was man in den sechziger Jahren utopischerweise von den Sozialwissenschaften erwartete. Werte können nicht wissenschaftlich erforscht und sozial operationalisiert werden. Es gibt keine Wissenschaft und auch keine Philosophie, die uns den Sinn des Lebens so darlegen könnte, daß wir auf die rationale Auseinandersetzung um das Gute, wie sie in der Politik, in der Moral und in der Religion verlangt ist, verzichten könnten. Wissenschaftliches Reden über Werte muß insofern immer auch eine beschreibende Darstellung der subjektiven Überzeugungen von Menschen, der historischen Entwicklungen des Wertebewußtseins und der politisch-kulturellen Machtverhältnisse sein, durch die unsere Einstellung zum Leben geprägt wird. Es gibt nicht nur deskriptive, sondern auch normative Rationalität. Sie realisiert sich nicht in Form exakter Zukunftsberechnung, aber als interdisziplinäre Erörterung der Bedingungen, unter denen das, worum es dem Menschen jenseits aller Nützlichkeit geht, in den gesellschaftlichen Dialog und in die Prozesse unserer Meinungs-, Willens- und Entscheidungsbildung Eingang finden kann. Im Sinne eines solchen interdisziplinären Gesprächs ist die Dokumentation der in diesem Band versammelten Beiträge zu verstehen. Sie sollen keinen Kanon verfügbarer Ergebnisse und auch nicht einen irgendwie repräsentativen Forschungsstand wiedergeben, sondern Anstoß zum fächer- und lagerübergreifenden Dialog über die Konkretisierungsbedingungen dessen sein, worum es uns als Menschen in unseren letzten Fragen geht.