Kali: eine Vorwintergeschichte
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In Peter Handkes letztem Roman berichtet Don Juan von seinen Frauenerlebnissen auf einer Weltreise. In Kali, seinem neuen Buch, einer »Vorwintergeschichte«, bricht eine Sängerin auf ins Handke-Land: nach Abschluß ihrer Tournee reist sie »in die Gegend gleich nebenan, hinter dem Kindheitsfluß. … Dort ist der Winter noch Winter. Oder: Es ist eine Auswanderer-Gegend … Das Einzige, was ich noch weiß: Der Untergrund dort besteht bis in die tiefsten Tiefen aus Salz – Kali. … Auch im Sommer ein schneeweißer Bergrücken mitten in der Ebene.« An jenem Ort treffen sich die unterschiedlichsten Weltenbewohner, »Überlebende des Dritten Weltkriegs, der rund um uns schon seit langem wütet, unerklärt, wenig sichtbar, aber um so böser«. Die Situation dieser Desperados ist völlig aussichtslos, seit ein Kind verschwunden ist. Reisen ist für die Sängerin gleichbedeutend mit der Neuentdeckung der Welt und der anderen Menschen, Reisen erlaubt aufmerksame und zugleich gelassene Anschauung. Und diese erfordert eine spezifische Erzählweise, in der sich außen und innen in einer noch nie dagewesenen Grammatik verschränken.