Die Arbeitsmoral dieser exemplarischen Aufzeichnungen ist ihre Genauigkeit, die, selbst wo sie aus der Verzweiflung kommt, eine Art von Freundlichkeit ist gegenüber der Welt. Was hier niedergeschrieben wurde, will nicht zur Nachahmung anstiften; aber man kann daraus leben lernen.
Peter Handke Bücher
Peter Handke ist ein österreichischer Romanautor und Dramatiker, der für seine avantgardistischen Beiträge bekannt ist. Sein Werk taucht tief in die menschliche Psyche und die Welt ein, wobei es oft subjektive Erfahrungen und sprachliche Experimente betont. Handkes Texte erforschen die Grenzen von Wahrnehmung und Kommunikation und spielen dabei sowohl mit Form als auch mit Inhalt. Seine literarische Bedeutung liegt in seiner ständigen Suche nach neuen Ausdrucksformen und tiefgründigen Betrachtungen über das Wesen der Existenz.







Handkes viertes Journal Jemand träumt, liest, durchstreift die Stadt und ihre Ränder, hört zu, schaut hin, schreibt auf. Erfahrung wird Sprache. Acht Jahre hat Peter Handke in Salzburg gelebt, und von den letzten fünf geben diese Aufzeichnungen Nachricht. Nach ›Das Gewicht der Welt‹, ›Die Geschichte des Bleistifts‹ und den ›Phantasien der Wiederholung‹ ist dies sein vierter Journalband. Es sind Notizen von intensiver Gegenwärtigkeit, die den Leser auf jeder Seite wiederholte Male dazu einladen, mitzuschauen, mitzudenken, mitzuentdecken: Wahrgenommenes und Gelesenes, Erinnertes, Zurufe, Aufforderungen und Wünsche. Und seltsam: so verschieden die Anlässe gewesen sein mögen, den Bleistift in die Hand zu nehmen und das Notizbuch aufzuschlagen – alle Eintragungen haben einen Zusammenhang, sind Teil eines Forscherlebens, das dem immer entstehenden Werk gewidmet ist. »Überraschend bleibt am Ende, wie frisch sich diese Notizen aus der Zeit vor der Wende von 1989/90 lesen. Offenbar erweist sich in Zeiten des Umbruchs und einer ungewissen Zukunft gerade die Skizze als das Stabile, das Tragende.« Der Spiegel
Im vielfältigen Werk Peter Handkes gehören die Journale gewiss zu den Büchern, in denen uns Leserinnen und Lesern der Dichter am nächsten kommt, auch in seinem »Ideal«, in der »Souveränität eines, der von niemandem etwas will, von niemandem etwas fordert, von niemandem etwas erwartet«. Seine über die Jahre gesammelten Aufzeichnungen sind ein Wunder der Literatur. Handke zitiert darin (auswendig) aus seinen Lektüren, aus Tolstoi, Goethe, Doderer, Simenon, aus der Apostelgeschichte u. a., blättert im bereits knisternden Griechisch-Deutsch-Schulwörterbuch, schreibt an der »Obstdiebin«, später an »Zdenek Adamec« und an »Das zweite Schwert«, zweifelt, wundert sich, horcht, beobachtet mit zartem Blick seine nahe Umgebung und erdichtet wieder und wieder ein 11. Gebot. Wir dürfen ihn durch die Jahre bei all dem begleiten, auch durch die »Quarantänestille« der jüngsten Zeit
Der Briefwechsel
- 798 Seiten
- 28 Lesestunden
Siegfried Unseld wählt einen feierlichen Ton in seinem ersten Brief an Peter Handke, in dem er bekanntgibt, dass der Suhrkamp Verlag Handkes Manuskript übernehmen wird. Diese Korrespondenz, die über 35 Jahre und nahezu 600 Briefe umfasst, zeigt die enge Beziehung zwischen Autor und Verleger. Handke gratuliert Unseld zu seinem 75. Geburtstag und beschreibt ihn als einen, der fähig ist, ein stilles, wohltätiges Dasein zu führen. In ihren Briefen diskutieren sie zentrale Themen wie Literatur, Buchprojekte, Erscheinungstermine, Ausstattung, Publikationsstrategien und Kritiken. Der Austausch bietet tiefgreifende Einblicke in die Bedingungen des Schreibens und der Buchverbreitung und skizziert die intellektuelle Biographie beider Männer sowie die Umstände, die ihr Schaffen beeinflussen. Konflikte sind unvermeidlich, doch sie werden stets beigelegt, da beide die Überzeugung teilen, dass allein die Literatur Möglichkeiten eines freien Lebens schafft, in dem Glücksmomente möglich sind. Der Briefwechsel ist somit nicht nur ein Dokument ihrer Zusammenarbeit, sondern auch ein Spiegel der literarischen und persönlichen Entwicklungen beider Korrespondenten.
Peter Handke. Es Enthält Aufzeichnungen, Die Peter Handke In Den Jahren 1976-1980 Während Des Entstehens Der Epischen Folge 'langsame Heimkehr' Gemacht Hat--front Cover Flap.
Im Alter von 25 Jahren – Peter Handke hatte den ersten Roman veröffentlicht, einen öffentlich-provokanten Auftritt in Princeton, vier Schauspieler im Theater das Publikum beschimpfen lassen – formulierte er seine schriftstellerische Maxime, die für ihn bis heute Gültigkeit hat: »Ich erwarte von einem literarischen Werk eine Neuigkeit für mich (…). Eine Möglichkeit besteht für mich jeweils nur einmal. Die Nachahmung dieser Möglichkeit ist dann schon unmöglich.« Bei jedem Buch, jedem Theaterstück, jedem Essay kann der Leser demnach das Unerwartete erwarten. Jede Lektüre bedeutet den Vorschlag zu einer Neuentdeckung der Welt, der Innenwelt und der Außenwelt wie der Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, jede Veröffentlichung überrascht, verschlägt den Atem, selbst dem geübten Handke-Leser, jede Publikation schlägt Umwege ins Zentrum neuer Erfahrungen ein, jede überkommene literarische Form wird durch erprobt und zugleich erweitert, und das in Titelformulierungen, die inzwischen Eingang in die alltägliche Sprache gefunden haben: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, Der kurze Brief zum langen Abschied, Langsame Heimkehr, Mein Jahr in der Niemandsbucht, Untertagblues… Die Handke Bibliothek unterbreitet ein nicht abzulehnendes Angebot: Sie enthält alles, was der Autor während seines gesamten Schreiberlebens in Buchform veröffentlicht hat, ermöglicht die Konzentration der Lektüre auf einzelne Gattungen, lädt dazu ein, blätternd-lesend die mäandernden (Schreib)Versuche zu verfolgen. Kurz: Die Handke Bibliothek ist für Leser unumgänglich.
Im Jahr 2013 feierte Peter Handke still und allein sein Berufsjubiläum, das auf seine Entscheidung im Juni 1963 zurückgeht, Schriftsteller zu werden. Zum Schriftstellerdasein gehört auch das Lesen, und Handke wechselt oft zwischen diesen Positionen, wie seine Essay-Bände seit 1972 zeigen. Der vorliegende Band versammelt Texte zur Literatur, die als Begleitschreiben zu Autoren und ihren Werken fungieren. Dabei verwandeln sich Handkes Texte in eine Erzählung. So beschreibt er eine Begegnung mit Schönheit, die ihm beim Lesen in einem Vorortzug nach Versailles widerfährt: In einem fast leeren Abteil sitzen drei junge Männer, jeder mit einem ernsthaften Buch. Diese Szene schafft einen seltenen Raum der Literatur und des Lesens. Später, auf dem Rückweg, trifft er einen weiteren ernsthaften Leser, der auf den letzten Bus wartet. Handke grüßt alle ernsthaften Leser und lädt sie ein, das Schreiben als eine Art Wiederentdeckung zu betrachten.
Berichterstatter des Tages
- 459 Seiten
- 17 Lesestunden
Der 31-jährige Peter Handke, bekannt für seine Theaterstücke und Erzählungen, veröffentlicht 1973 in der Süddeutschen Zeitung eine „Einladung, Hermann Lenz zu lesen“ und empfiehlt dessen Werke überschwänglich. Trotz ihrer unterschiedlichen Schreibstile und Selbstverständnisse zeigt ihr Briefwechsel eine enge Verbindung. Leser können am Entstehungsprozess ihrer Bücher teilhaben: Lenz arbeitet an seinen autobiografischen Romanen, während Handke fast jährlich neue Werke veröffentlicht. Beide teilen die Herausforderungen im Umgang mit „Wirklichkeitsmenschen“ sowie eine Liebe zur Natur und zum Gehen im Freien. Handke beschreibt einen wunderbaren Tag im Mai 1981, den er fast ausschließlich draußen verbrachte, und findet in Lenz einen Vertrauten. Der Briefwechsel, der über 25 Jahre bis zu Lenz' Tod andauert, ist ein intensives, poetisches Dokument einer Freundschaft. In knapp 300 Briefen tauschen die beiden geistesverwandten „Nebendraußensteher“ in herzlichem und heiterem Tonfall ihre Beobachtungen über das Schreiben und das Leben aus.
Ein Lesebuch der musikalischen Nebenwege im Werk Peter Handkes. Der Band versammelt Texte und Stellen aus verschiedenen Schreibphasen und Genres (Erzählungen, Romane, Essays, Drehbücher, Interviews), die Kontinuitäten, Zusammenhänge, Brüche und Widersprüche in Handkes Verhältnis zur Musik nachvollziehbar machen. Musik ist kein zentrales Thema im Werk Peter Handkes, aber sie durchzieht es, ist gegenwärtig wie ein auf- und abschwellender Unterton. Das Spektrum der Äußerungen reicht von Euphorie und Begeisterung bis zu Skepsis und Ablehnung, und es bezieht sich – wenn auch mit deutlicher Präferenz für Rock und Blues – auf die verschiedensten Erscheinungsformen von Musik. Wie Handke ein skrupulöser Sprachforscher geblieben ist, einer, dem Sprache nicht selbstverständlich zur 'Verfügung' steht, so spürt er auch 'Musik' dort auf, wo sie kaum zu vernehmen ist, am Rand des Hörbaren, jenseits verabredeter Hörgewohnheiten. Bemüht, die 'Erzählbarkeit' der Welt zu erhalten, geht es Handke letztlich um das 'erzählerische' Potential der Musik, das sich etwa zeigt, wo Gesang in Sprechen, Sprechen in Gesang übergeht.