In Schrebers Garten
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Von Erziehung und Wahn, kleinen Fluchten und großer Freiheit Seit über 100 Jahren reizt, provoziert, fasziniert Paul Schreber Kunst und Wissenschaft. Seine „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ sind weltberühmt und ein bewegendes Zeugnis aus der Welt eines Verrückten. Klaas Huizing erzählt die Geschichte Schrebers vor dem Hintergrund des historisch Überlieferten neu. Er zeigt ihn gleichermaßen als Verzweifelten und auch als Hoffnungsträger, der die Möglichkeit eines anderen Lebens in sich birgt. Moritz Schreber, Erfinder der Zimmergymnastik und des Schrebergartens, regiert seine Familie mit eiserner Hand. Die Kinder werden zwangsweise körperlich ertüchtigt und mechanisch geradegehalten. Der sensible Paul versucht während der ganzen Kindheit, sich dem Diktat des Vaters zu entziehen. Mit einer gewissen Genugtuung beobachtet der zweitgeborene Sohn dessen Sterben. Er verweigert das ärztliche Erbe, überlebt den einst übermächtigen Bruder, wird erfolgreicher Jurist und heiratet eine Frau, die von seiner Mutter abgelehnt wird. Und dann gibt es noch die Innenwelt von Paul Schreber, bevölkert von Alben der Vergangenheit, von Angst und sexuellen Obsessionen. Als der Spagat zwischen außen und innen nicht mehr gelingt, wird Paul verrückt. Die Außenwelt entmündigt ihn; er wird zum berühmten Fall für Psychiater. Klaas Huizing zeigt uns Schreber als innerlich freien Menschen, der am Ende als stiller Gewinner im großen Lebensspiel erscheint. Denn trotz aller Not haben wir uns Schreber als glücklichen Menschen vorzustellen. Er bleibt bei sich und taugt damit als Gegenentwurf für eine Welt, aus der immer mehr Menschen aussteigen wollen.