Der heulende Müller
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Kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs taucht in Suukoski, einem gottverlassenen Nest in Nordfinnland, ein geheimnisvoller Fremder namens Gunnar Huttunen auf, um die verfallene Dorfmühle wieder in Betrieb zu nehmen. Dies kommt den Bewohnern zwar gelegen, dennoch hat Gunnar oder Kunnari, wie ihn die Leute nennen, binnen kurzem das ganze Dorf gegen sich. Denn von Zeit zu Zeit plagen den eigenbrötlerischen Müller Anfälle von Depression, worauf er in die Wälder zieht, um wie ein Wolf zu heulen. Bald halten in Suukoski nur noch die Randfiguren dieser engverflochtenen Dorfgemeinschaft zu ihm: Der Gemeindepolizist Portimo, Piitisjärvi, seines Zeichens Briefträger und Alkoholiker, und Sanelma, die Beraterin des Landwirtschaftsklubs, die mit Kunnari eine seltsam unschuldig-verstohlene Liebesbeziehung unterhält. Für die anderen Dorfbewohner ist er nur noch der unberechenbare, aggressive Verrückte, der in eine geschlossene Anstalt gehört. Doch Kunnari kann aus der Nervenklinik fliehen und sich im Wald verstecken. Und so macht sich das Dorf auf die Jagd nach dem Müller... Die Treffsicherheit, mit der es Paasilinna gelingt, die Atmosphäre des nördlichen Finnlands zwischen idyllischer Ruhe und bedrückender Einsamkeit wiederzugeben; seine Fähigkeit, eine beklemmende kleinbürgerliche Enge inmitten der weiten finnischen Landschaft zu plazieren, ist beeindruckend. Wenn das vielstrapazierte Klischee von der Übereinstimmung zwischen Schauplatz und Sprache irgendwo zutrifft, dann in diesem Roman: Ein sparsamer, fast karg zu nennender Stil, kein Wort zuviel, aber auch keines zu wenig; unaufdringliche Spannung ohne Knalleffekte, dafür (oder gerade deswegen) umso eindringlicher; ein leiser, spröder, oft zwischen den Zeilen versteckter Humor -- hier stimmt einfach alles, bis hin zur ausgezeichneten Übersetzung. Ein herausragendes Leseerlebnis nicht nur für Finnland-Fans. --Norbert Volz