Die Welt als Wille und Vorstellung
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Der rote Faden, der die vier Erzählungen verbindet, ist das Aufeinandertreffen von Realität und Vorstellung, von Wirklichkeit und Wunsch. Inhalt ›Die Welt als Wille und Vorstellung‹ In den hinfälligen Morphen einer Spinne, einer Stubenfliege und einer Grasfliege diskutieren die der Seelenwanderung unterworfenen Wesenheiten Arthur Schopenhauers, Jean Paul Sartres und Albert Einsteins über ihre Gedankenwelten, welche, ihrer Meinung nach, die Welt bewegen. Dass dem nicht so ist wird deutlich durch die banale Tätigkeit einer Hausfrau. ›La Paîva‹ In einem stets verschlossenen Turmgemach seines Schlosses Neudeck konserviert Graf Guido Henckel von Donnersmarck seine verstorbene Ehefrau, die berühmte und berüchtigte Pariser Kurtisane ›La Paîva‹, in einem mit Spiritus gefüllten Glasbottich. In dem geheimnisvollen Gemach, vor dem konservierten Leichnam der im Leben so unglaublich schönen, im Tode aber unansehnlichen Frau, verneint der Graf den Tod seiner angebeteten und ob ihres Lebenswandels zugleich verachteten Geliebten und Ehefrau. Er gibt sich dem Wunschdenken hin, seine ›La Paîva‹ lebe noch in all ihrer Schönheit und Durchtriebenheit. Er überlässt sich der Eifersucht und führt mit seiner imaginierten Frau Gespräche, die sich die Domestiken nicht zu erklären wissen. Erst ein Eindringen der zweiten Ehefrau des Grafen in das geheime Gemach erklärt die wahren Zusammenhänge und die Selbsttäuschung des Grafen. ›Kommet her zu mir, alle …‹ Eine kostbare Holzplastik des Gekreuzigten von Tilman Riemenschneider wird aus der Kirche eines Klosters geraubt. Einen solchen Kunstraub mutmaßen jedenfalls der Prior und die zugezogene Kriminalpolizei. Während der Versuche, die Täter zu ergreifen und die Figur dem Kloster zu retten, wird, nach mehreren seltsamen Auffälligkeiten, ein offenbar obdachloser Mann mittleren Alters in die Psychiatrie eingeliefert, der ohne jeden Zweifel an paranoider Schizophrenie erkrankt ist. Anlässlich einer Vorstellung in der Vorlesung werden die Symptome des Kranken als lupenreiner Fall von Geisteskrankheit überzeugend dargestellt. Als die Diebe unentdeckt und unauffällig die Plastik zurückgebracht und wieder an den angestammten Platz im Chorraum der Kirche gehängt haben, erkennt der mit der Untersuchung betraute Kriminalkommissar, dass es sich nicht um das Original, sondern um eine Fälschung handeln muss. Der Prior – und auch der Leser – ahnen wohl aber ein ganz anderes, ein ganz und gar undenkbares Geschehen. ›Rosa und Blau‹ Elisabeth Cahen d´Anvers, Tochter des französisch-jüdischen Bankiers Baron Louis Raphael Cahen d´Anvers, wird im März 1944 aus dem Durchgangslager Drancy bei Paris in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, das sie nicht lebend erreichen wird. Aus der entsetzlichen Realität des Transportes und der Zeit im Lager Drancy rettet sich die Frau in die glückhafte Welt ihrer Erinnerungen, die sie aus den Schrecklichkeiten und vor den Bedrohungen der Wirklichkeit fliehen und sich befreit über alles erheben lässt. Zentrum ihrer Erinnerung ist das Gemälde ›Rosa und Blau‹, zu dem sie und ihre Schwester Alice als Kinder dem impressionistischen Maler Auguste Renoir Modell gestanden haben.