Scherben vor Gericht
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Es ist der Abend vor dem Nationalfeiertag, als ein seltsam Uniformierter eine ebenso seltsame Einladung an den Premierminister übergibt: 'Nationalfeiertag, Parlament, großer Plenarsaal, 14:30 Uhr. Geheime Sitzung. Ihr Erscheinen wird hiermit angeordnet. - Der Vorsitzende.' Am Tag darauf findet sich er unerwartet vor Gericht: Aus allen Epochen sind Ankläger erschienen, einige in antike Tuniken gehüllt, andere tragen Stock und Gehrock und wieder andere in Uniformen gekleidet. Was zuerst wie eine Karneval-Veranstaltung aussieht entpuppt sich als ein längst fälliger Prozess, den auch Berühmtheiten wie Zenon, Perikles, Brecht, Macchiavelli, Keynes und sogar Kaiser Augustus ihn nicht entgehen lassen. Der Premierminister und seine Regierungsmitglieder sitzen in der Anklagebank. Ihnen wird der Spiegel ihre Taten vorgehalten: Das gesamtes Land liegt in Scherben! Wie konnte das passieren? Welche Argumente werden die Angeklagten Minister gegen ihre vorgeworfene Wirkungsweise setzen? Zu welchem Urteil werden die Verfechter von Freiheit und Demokratie aus zwei Jahrtausenden kommen? Edit Engelmann, die seit Jahren in Athen lebt und von der europäischen Politik inspiriert worden ist, erzählt in diese Volkssatire die Möglichkeit eines jeden Bürgers Traum: Politiker die durch Gier und Unverstand regieren zu bestrafen. Ihre Novelle ist ein kritisches Erinnerungsakt an die menschlichen Errungenschaften über Demokratie, Solidarität, Souveränität, Nationalbewusstsein, soziale Integrität und Menschenrechte – Wörter, die in jede Schule gelernt werden, Werte, die Weltweit propagiert werden, Praxis, die immer wieder in ihre Ausübung ermangelt.