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Fingerspitzengefühl

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Sie weiß nicht, wie sie dazu kommt: Man erzählt ihr alles, fast alles, in Zugabteilen, in Kneipen, in Hotelhallen. Sie hört zu. Sie fragt nicht nach, doch sie wehrt auch nicht ab, spendet keinen Trost und urteilt nicht. Es sind schamlos suggestive, verrückte und bizarre Geschichten, die Elisabeth Ambras weitergibt. Sie erzählen spielerisch von den Inszenierungen und Zeremonien der Paarung – und das Tragikomische ist dabei nie fern. Die Frauen und Männer in diesen Erzählungen sind ihren unverständlichen Wünschen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Und natürlich weiß Elisabeth Ambras viel, gibt sich nicht der Illusion hin, es gehe – wenn es um das Eine geht – um sogenannte Tatsachen. Daran können nur bedauernswerte Sexologen glauben. Phantasie und Realität lassen sich nicht trennen, „wahre“ erotische „Bettgeschichten“ gibt es nicht. „Denn das, was man mir eingeflüstert hat, ist nicht wiederzuerkennen, wenn es schließlich schwarz auf weiß auf der Seite erscheint.“ Ganz zu schweigen davon, was wir Leser daraus machen. Die meisten Schriftsteller-Biographien klingen so, als wären Sie erfunden. Elisabeth Ambras bekennt: „Mein Mann möchte, dass ich auf etwas Rücksicht nehme, das er seine gesellschaftliche Position nennt.“ Sie hat aufs Neue den Konfessionen ihrer Zeitgenossen zugehört und sie mit früheren Geschichten und mit viel Fingerspitzengefühl zusammengetragen.

Publikation

2014, hardcover

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