Der Akkordeonspieler
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Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist der Akkordeonspieler Wladimir Alexandrowitsch Kolenko, der vorher in den Kurorten auf der Krim von seiner Musik ganz anständig leben konnte, arbeitslos. Um weiterhin seine Familie ernähren zu können, beschließt er, sein Glück als Straßenmusikant in Deutschland zu versuchen. Er kämpft sich durch den bürokratischen Dschungel in Moskau und erreicht nach einer Odyssee durch das postsowjetische Eisenbahnchaos schließlich Berlin, wo er in kalten U-Bahn-Schächten und -Unterführungen gegen münzbetriebene Kinderbagger anspielt. Er lebt von der Güte vorbeiziehender Menschen, kommt unter bei einsamen Witwen, deren liebesverzehrende Annäherungsversuche abzuwehren stets mit dem Risiko einhergeht, wieder auf der Straße zu landen, und muss sich schließlich sogar von seiner geliebten Frau scheiden lassen, um die nächste Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Mit hingebungsvoller Einfühlsamkeit und unerschöpflichem Sprachwitz zeigt Marie-Luise Scherer dieses Leben in Transit und die vielfältigen Existenzen, die einem darin begegnen. Wie bei einem Akkordeon entfächert sie Seite um Seite das Schicksal ihrer rührenden Helden und führt uns so die Realität vor Augen, die uns umgibt, doch zu der wir oft nicht so genau hinschauen – oder hören.